Filtern Sie im Bereich "Themen"

Thema
  • Gemeinwohl und Verantwortung
  • Demokratie und Engagement
  • Nachhaltige Entwicklung
  • Vielfalt und Integration
  • Kommunikation und Kultur
  • Stadtentwicklung und Wohnen
  • Demographie und Strukturwandel

Zur Filterung muss mindestens ein Thema ausgewählt sein.

Fokus
Zeitraum

Schader-Preis 2025 für Martina Löw

Artikel vom 12.12.2024

(c) Jens Steingässer

Mit dem Schader-Preis 2025 wurde die Soziologin Prof. Dr. Martina Löw ausgezeichnet. Der Festakt fand im Juni 2025 in Darmstadt statt.

Martina Löw erhält den Schader-Preis 2025

Die Soziologin Martina Löw erhält im Jahr 2025 den Schader-Preis. Der Senat der Schader-Stiftung hat sich am 15. November 2024 in seiner Sitzung für die Vergabe an die Professorin für Planungs- und Architektursoziologie an der Technischen Universität Berlin ausgesprochen. 

„Die Soziologie hat nie einen Qualitätsbegriff entwickelt.“ Mit dieser These stieg Prof. Dr. Martina Löw am 12. Juni 2025 in ihre Preisträgerinnenrede anlässlich der Verleihung des Schader-Preises in der Schader-Stiftung in Darmstadt vor rund 250  geladenen Gästen ein. Die renommierte Raumsoziologin, die als Professorin für Planungs- und Architektursoziologie an der Technischen Universität Berlin lehrt, legte dabei einen starken Fokus auf die Rolle der Sozialwissenschaften im Planungs- und Bauprozess und skizzierte, wie die Kooperation zwischen Soziologie und Praxis über Qualitätsfragen besser gelingen kann.

Sie erörterte die Herausforderung der Qualitätsdefinition, betonte, wie subjektiv oder objektiv Qualität sein kann und welche besondere Rolle das Erleben in diesem Zusammenhang spielt: „Damit wird die affektiv-sinnliche Zuwendung zu einem Platz ausgedrückt. Je nachdem wie wir uns einem Ort zuwenden können, ergibt er für uns Sinn. Erst durch verschiedene Erlebnisse, deren Deutung und Einordnung, wird das Erlebte zur Erfahrung“, so Löw. Dass beim Erleben von Räumen gleichzeitig mehrere Qualitäten für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen relevant sind, stellt sie deutlich heraus: „Ein Platz kann zum Verweilen einladen, durch die Vielfalt der Bepflanzung die Sinne anregen, Kommunikation miteinander Fremden ermöglichen und zugleich: Jemand mit 90 Jahren kommuniziert anders als jemand mit zehn Jahren.“ In ihrem Fazit schlug sie vor, dass sich die Soziologie der Erhebung von Qualitäten annähern müsse, wenn sie in der Praxis des Städte- und Wohnungsbaus produktiv mitwirken wolle. Angesichts der aktuellen globalgesellschaftlichen Entwicklungen sei die entscheidende Frage bei der Raumplanung der Zukunft: Wie kann es gelingen, in der gebauten Welt das Gefühl der Verbundenheit mit der Welt zu stärken?  

Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis

Zuvor hatten der Darmstädter Oberbürgermeister Hanno Benz und die Staatssekretärin Katrin Hechler den von Löw geprägten Begriff der „Eigenlogik“ von Städten aufgegriffen und mit Blick auf Darmstadt und Hessen auf den für die politische Praxis unverzichtbaren Beitrag der Wissenschaftlerin hingewiesen. Löws Forschungserkenntnisse trügen auch für die Kommunalpolitik zum Verständnis und den Entwicklungsmöglichkeiten einer Stadt bei, so Benz. 

Dr. Niklas Maak, Redakteur im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hob in seiner Laudatio hervor, wie Martina Löw es auf unvergleichliche, kritische Annäherungsweise schaffe, auch widerständigen Potentiale von Städten zu entdecken und mit ihnen zu arbeiten, sie präziser zu verstehen und so intelligenter und besser um- und weiterzubauen. „Schon weil theoretische Stringenz und Brillanz selten so direkt in politische Handlungsoptionen münden, könnte man sich kaum eine bessere Preisträgerin denken als Martina Löw“, so Maak. 

Für Prof. Dr. Christoph Möllers, der als Sprecher des Senats der Schader-Stiftung in dessen Namen den Preis verlieh, waren all dies Gründe für die Entscheidung zugunsten Martina Löw als Preisträgerin. Mit ihrem grundlegenden Beitrag zur Raumsoziologie habe Martina Löw eine ganze Unterdisziplin der Soziologie begrifflich neu fundieren und zeigen können, wie sich ein theoretisch informierter Raumbegriff nutzen lässt, um über die Verbesserung von Lebensbedingungen nachzudenken: „Löws Werk verknüpft das Lokale und das Globale und verbindet theoretische Einsicht mit sozialer und politischer Praxis“, so Möllers. 

Martina Löw selbst schloss ihre Preisrede mit der Hoffnung, dass „Städte- und Wohnungsbau nicht nur auf neue gesellschaftliche Problemlagen reagiert, sondern Raumdesign selbst soziale Wirkungen entfalten kann“. 

Über die Preisträgerin

Martina Löw, geboren 1965, ist seit 2013 Professorin für Planungs- und Architektursoziologie an der Technischen Universität Berlin. Löw studierte Erziehungswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg und an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, wo sie im Fach Soziologie promovierte. Im Jahr 2000 erfolgte die Habilitation im Fachbereich Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle/Saale, ebenfalls erhielt sie in diesem Jahr den  Christian-Wolff-Preis der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg für das bisherige Werk, insbesondere für die Habilitationsschrift zum Raumbegriff. Anschließend nahm sie 2002 bis 2013 ihre Tätigkeit an der TU Darmstadt als Professorin auf. Seit 2013 bekleidet sie die Professur für Planungs- und Architektursoziologie an der TU Berlin.

Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die raumbezogene Gesellschaftsanalyse, Stadt- und Regionalsoziologie sowie Geschlechterforschung. Derzeit arbeitet Löw gemeinsam mit der italienischen Soziologin Letteria Fassari an einem Buch zur Qualität von öffentlichen Räumen. „Das Verhältnis von Menschen zu all ihren Räumen verändert sich derzeit – gerade durch Digitalisierung – rasend schnell“, konkretisiert Löw. „Es ist mir wichtig, die Forschungsergebnisse immer zeitnah mit Menschen aus der Praxis zu diskutieren und so Forschung wie Umwelt zu verbessern.“

Der Schader-Preis

Der Schader-Preis 2025 wird am 12. Juni 2025 in Darmstadt überreicht.

Verliehen wird der Schader-Preis jährlich vom Senat der Schader-Stiftung, dem die Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen Jahre angehören: Prof. Dr. Silja Häusermann (2024), Prof. Dr. Steffen Mau (2023), Prof. Dr. Lisa Herzog (2022), Prof. Dr. Armin Nassehi (2021), Prof. Dr. Dorothea Kübler (2020), Prof. Dr. Christoph Möllers (2019) und Prof. Dr. Otfried Jarren (2018). Letzterer wird im Rahmen der Preisverleihung von Prof. Dr. Möllers offiziell aus dem Senat verabschiedet. Mit der Verleihung des Schader-Preises im Juni 2025 gehört Martina Löw dann sieben Jahre lang dem Senat der Schader-Stiftung an.

Cookie-Einstellungen

Unsere Seite verwendet Cookies und ähnliche Technologien. Hierbei wird zwischen technisch notwendigen Cookies zum Bereitstellen der Webseite und optionalen Cookies, z.B. zur Auswertung der Webseitennutzung, unterschieden.
Mehr Informationen dazu finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen. Dort können Sie auch jederzeit Ihre Präferenzen anpassen.

Erweiterte Einstellungen