Workshop: Platte und Praxis. Großwohnsiedlungen weiterbauen
Artikel vom 07.07.2025
Großwohnsiedlungen der 1960er- und 1970er-Jahre sind bis heute wichtige Orte des bezahlbaren Wohnens und des Ankommens in der Stadt – im Osten wie im Westen Deutschlands.
Doch wie können die Siedlungen erhalten, weitergedacht und weitergebaut werden – mit Blick auf soziale Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und architektonische Qualität?
Beginn: 28.08.2025 | 14:00 Uhr
Ende: 28.08.2025 | 17:00 Uhr
Ort:
Schader-Forum
|
Goethestr. 2
|
64285 Darmstadt
In Google Maps öffnen
Der Workshop
Moderne Großwohnsiedlungen der 1960er und 70er Jahre repräsentieren in ihrem Ursprung eine sozialstaatliche Errungenschaft und städtebauliche Innovation des industriellen Wohnungsbaus. Oft leisten sie einen überproportionalen Beitrag zur Wohnraumversorgung einkommensschwacher und migrantischer Haushalte, denen die freie Wahl des Wohnorts häufig verwehrt bleibt. Damit übernehmen sie zentrale Versorgungs- und Integrationsaufgaben in der Stadt. Ihnen sollte daher eine ihrer Bedeutung adäquate politische Aufmerksamkeit und Förderung entgegengebracht werden.
Die Veranstaltung richtet die Diskussion auf die bauliche und soziale Zukunft der Siedlungen und die Bedingungen, diese zu sozial und ökologisch nachhaltigen und lebenswerten Quartieren „weiterzubauen“. Ziel ist die Verbindung von Abriss, Sanierung und sozialen Fragen und damit eine interdisziplinäre Ausrichtung, um der Komplexität des Themas gerecht zu werden.
‚Moderne Großsiedlungen sollten nicht ersetzt, sondern verbessert werden‘[1], fordern nicht nur die renommierten Architekten Lacaton und Vassal seit vielen Jahren. Sie sorgten mit der Transformation des Tour Bois-le-Prêtre international für Aufsehen. Die Studie wurde als ‚wegweisende Fallstudie für die Aufwertung der Großsiedlungen der 60er und 70er Jahre‘ auch für Deutschlands Großwohnsiedlungen diskutiert.[2] Die Bedingungen des Weiterbauens sind jedoch je nach Standort sehr unterschiedlich. Während das Bauen im Bestand und die Abkehr von Abriss und Neubau als Strategie mittlerweile breite Zustimmung finden, bleibt die Transformation moderner Architektur des Massenwohnungsbaus eine Herausforderung.
„Weiterbauen“ im Sinne der Veranstaltung adressiert einen dynamischen, prozesshaften Umgang mit gebauten Strukturen, d.h. deren fortlaufende Gestaltung, Anpassung und Nutzung in sich wandelnden sozialen Kontexten (soziale Gefüge, die durch Nutzung und Aushandlung entstehen).
Angesichts unvollständiger Stadtbilder durch Abrisspolitiken in Ostdeutschland, erneuter Schrumpfungstendenzen (nicht nur dort), sich ändernder Wohnbedürfnisse und anhaltender Wohnungsnot in wachsenden Städten ist eine Reflexion über Bau und Umbau der Siedlungen der Nachkriegsmoderne notwendig. Die Veranstaltung bringt Expert:innen aus Wissenschaft, Architektur, Stadtplanung und Politik zusammen, um Strategien der (Weiter-)entwicklung von Großwohnsiedlungen hin zu lebenswerten, vielfältigen und nachhaltigen Quartieren zu diskutieren.
Der Workshop wird durchgeführt von unserer vierten Schader-Fellow Dr. Hendrikje Alpermann.
[1] www.espazium.ch/de/aktuelles/lacaton-vassal-studie-umbauen-statt-sprengen
[2] https://archplus.net/de/news/9008-tour-bois-le-pr-tre-transformation-eines-wohnhochhauses/
Zentrale Fragen
Gemeinsam diskutieren wir:
- Welche Strategien des Weiterbauens haben sich bewährt – zwischen Abriss, Sanierung und Transformation?
- Wie können bestehende Siedlungen an neue soziale und ökologische Anforderungen angepasst werden?
- Welche Rolle spielen öffentliche Akteure, Wohnungsunternehmen und die Zivilgesellschaft?
- Und wie lassen sich Großsiedlungen als lebenswerte, soziale und vielfältige Räume gestalten?
In einem interdisziplinären Workshop beleuchten wir die unterschiedlichen Bedingungen des Weiterbauens aus Ost- und West-Perspektive, reflektieren abgeschlossene Projekte und diskutieren neue Ansätze für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung.
Anmeldung
Die Teilnahme am Workshop ist nur auf persönliche Einladung möglich.
Ansprechpartnerin: Lena Koch
