"History" mit der Schader-Preisträgerin
Artikel vom 09.10.2025

6/25 | Michèle Bernhard ist Professorin für Politische Soziologie mit dem Schwerpunkt Kommunalpolitik an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl; 2009-2012 und 2019-2022 war sie Mitarbeiterin der Schader-Stiftung.
Newsletter der Schader-Stiftung vom 3. Juni 2025
Ich habe die ehrenvolle Aufgabe, das Editorial für den Juni-Newsletter zu schreiben, obwohl ich nicht Praktikantin, Fellow oder Mitarbeiterin – wobei ich außer Fellow alles schon war. Es gibt einen anderen Anlass, warum ich für diesen Newsletter doch ziemlich gut passe, denn in der Anfrage, das Editorial zu schreiben, war so freundlich formuliert, die diesjährige Schader-Preisträgerin Martina Löw, die Schader-Stiftung und ich hätten „History“.
Aber von vorne: Als ich vor 20 Jahren an der Technischen Universität Darmstadt Soziologie studierte, war ich schnell von den Themenbereichen von Martina Löw fasziniert. Stadt und Raum – was bedeutet das eigentlich theoretisch, wie werden Menschen und ihr Handeln von der gebauten Umwelt geprägt? Alte soziologische Fragestellungen, mit denen sich schon Georg Simmel auseinandergesetzt hat, verknüpft mit neuen Denkansätzen, speziell der Eigenlogik der Städte, wurden in einem vom Land Hessen geförderten LOEWE-Projekt interdisziplinär beforscht. Die Schader-Stiftung war ebenfalls involviert und hat mit „Typisch Darmstadt“ eine Gesprächsreihe initiiert, bei der sich Personen aus der Stadtgesellschaft, der Wissenschaft und der Politik zu unterschiedlichen Themen ausgetauscht haben, um dem „typisch Darmstädtischen“ auf den Grund zu gehen. Die Stiftung als Brückenbauerin zwischen Theorie und Praxis und als Raum, der Dialog-Anlässe schafft, was sie auch heute noch auf wunderbare Weise tut. Und auch für mich wurde nach meinem Studium eine Brücke gebaut und ein Raum bereitgestellt: Während Martina Löw meine Dissertation betreute, konnte ich erste praktische Erfahrungen als Wissenschaftliche Volontärin bei der Schader-Stiftung sammeln und Theorie und Praxis miteinander verknüpfen – dafür bin ich sehr dankbar und das ist in aller Kürze unsere „History“.
Die thematischen Überschneidungen zwischen Martina Löw, der Schader-Stiftung und mir sind bis heute geblieben. Die Frage, wie soziale Praktiken von Räumen beeinflusst werden und umgekehrt, wie sich das Leben in ländlichen Regionen oder in Städten und Ballungsgebieten entwickelt, wie Digitalisierung und KI sowohl Politik als auch Gesellschaft prägen, wie uns die Transformation in Richtung nachhaltiger Entwicklung gelingt – wird auch zukünftig in den Räumen der Schader-Stiftung diskutiert werden.
Ich freue mich drauf!
Prof. Dr. Michèle Bernhard