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Großsiedlung und innerstädtisches Altbauquartier

Artikel vom 01.01.2005

Was sind die Auswirkungen unterschiedlicher räumlicher Verhältnisse auf den Integrationsverlauf von Migranten? Von Walter Siebel

1. Einleitung

Fast von Beginn ihrer Existenz an wurden die Großsiedlungen des sozialen Wohnungsbaus am Rand der Städte in der Öffentlichkeit schlechter beurteilt als innerstädtische Altbauquartiere. Schon 1974 hat Karolus Heil (1974, S. 188f.) eine Tendenz zur Verklärung eben jener innerstädtischen Altbauquartiere festgestellt, gegen deren Enge und Durcheinander doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Prinzipien des modernen Städtebaus entwickelt worden waren, Prinzipien, auf denen die Konzeptionen der peripheren Wohnquartiere des sozialen Wohnungsbaus beruhen. Dabei haben zahlreiche empirische Studien in den 70er- und 80er-Jahren das einseitig negative Bild der Großsiedlungen zumindest differenziert, wenn nicht widerlegt.

  1. Nachbarschaft: Weder regieren völlige Anonymität und Isolation in den Großsiedlungen, noch herrscht in den innerstädtischen Altbauquartieren reges nachbarschaftliches Zusammenleben. Die Unterschiede sind zwar vorhanden, aber sie sind längst nicht so gravierend, wie in der allgemeinen Meinung angenommen.
  2. Bewertung: In der Tat ist die Zufriedenheit in den Großsiedlungen etwas geringer als in anderen Stadtteilen und die Bereitschaft fortzuziehen etwas höher. Beklagt werden Verschmutzung, Unsicherheitsgefühle und die Anwesenheit negativ bewerteter Gruppen (Ausländer, alkoholabhängige Deutsche). Aber in den Augen ihrer Bewohner bieten die Großsiedlungen dennoch ein weit besseres Bild als in der öffentlichen Meinung. Teilweise wird die größere soziale Distanz in den Großsiedlungen sogar begrüßt und die dichtere Kontrolle in den Altbauquartieren kritisiert.
  3. Lebensphasen: Für Menschen in der Familienphase stellen sich die Lebensbedingungen im Stadtteil ganz anders dar als etwa für allein stehende junge Männer.
  4. Interne Differenzierung: Auch in eindeutig problematischen Stadtteilen zeigt sich ein differenziertes Bild. Einerseits grenzen sich die Bewohner, teilweise in Übernahme des Fremdbilds ihres Stadtteils, von anderen Bewohnern ab, die sie verantwortlich machen für das schlechte Image. Andererseits zeigen sich gerade in diesen Stadtteilen häufige und intensive nachbarliche Kontakte (Tobias / Boettner, 1992; Callies, 2003). Ähnliches galt schon für proletarische Quartiere der Zwanzigerjahre (Saldern, 1995, S.154f.).

Diese Ergebnisse wurden noch in zwei Studien, die Ende der 80er-Jahre durchgeführt worden sind, bestätigt (Herlyn et al., 1991; Infas, 1990). In den Großsiedlungen zeichnet sich ein Bild der nachbarlichen Kontakte ab, das dem Bild großstädtischer Sozialbeziehungen allgemein entspricht.

Alle Untersuchungen heben neben der Phase im Lebenszyklus zwei Faktoren als entscheidend für die Intensität der Sozialbeziehungen hervor: Je länger die Wohndauer, desto intensiver sind die Kontakte, und je höher die Geschosszahl, desto anonymer lebt man nebeneinander. Allerdings erscheint das Bild der Großsiedlung in jüngeren Untersuchungen etwas negativer gefärbt als in den älteren – obwohl man doch annehmen müsste, dass mit der Dauer der Existenz der Siedlung die Wohndauer und damit die Wohnzufriedenheit gestiegen wären. Hier deutet sich bereits an, dass die sozialstrukturellen Veränderung (Armut, Arbeitslosigkeit und Zuwanderung) zusammen mit massenmedial verstärkter Stigmatisierung wesentlich für einen Abstieg der Großsiedlungen sind.

Die wichtigste und zugleich für die Formulierung von Politiken schwierigste Folgerung aus den vorliegenden Studien über benachteiligte Quartiere ist die Notwendigkeit zu Differenzierungen sowohl nach Funktionstypus der Siedlung – monofunktionales Wohnen am Stadtrand versus funktional gemischte Innenstadtquartiere – wie nach der Sozialstruktur der Bewohnerschaft (Kronauer / Vogel, 2004). Die Großsiedlungen aus den 60er- und 70er-Jahren sind für ein Lebensmodell konzipiert worden, das in der fordistischen Phase allgemein Geltung beanspruchen konnte: Die räumliche und zeitliche Trennung von Wohnen und Arbeiten, Wohnung und Wohnquartier als Gegenwelt zur Arbeitswelt, als Ort der Erholung für den berufstätigen Mann, als Arbeitsplatz der Hausfrau und als geschützter Ort für Kinder. Soweit die Lebensweise der heutigen Bewohner diesem Modell entspricht, fühlen sie sich auch in dieser Umwelt wohl. Wohnungszuschnitt, Wohnumfeld und soziale Infrastruktur sind auf ihre Lebensweise ausgerichtet. Die Großsiedlung wird deshalb von Familien mit berufstätigen Männern und auch noch von sozialhilfeabhängigen, allein erziehenden Frauen überwiegend positiv beurteilt. Dagegen verschärfen sich dort die Isolation und Einsamkeit erwerbsloser Männer. Die Siedlungen sind geplant worden für den tagsüber abwesenden erwerbstätigen Mann als den Ernährer, der sich zu Hause nur zur Erholung und dem Zusammensein in der Familie aufhält (Häußermann / Siebel, 2000, S. 132). Dass sich dort tagsüber erwachsene Männer aufhalten würden, war nicht vorgesehen. Daher finden diese weder Aufenthaltsorte noch (informelle) Betätigungsmöglichkeiten noch sozial akzeptierte Rollen. Es bleibt nur der Rückzug in die eigenen vier Wände (Kronauer / Vogel, 2004, S. 251). Funktional und sozial gemischte Innenstadtquartiere dagegen bieten Gelegenheiten zu Nebentätigkeiten und ein schützendes Milieu, in dem Armut und Arbeitslosigkeit nicht notwendig bedeuten, Außenseiter zu sein. Das gilt allerdings auch nicht für alle Arbeitslosen. Diejenigen, die durch widrige Umstände in den Stadtteil umziehen mussten, erfahren dies als sozialen Abstieg. Für sie ist das die anderen stützende Milieu aus Armut und Informalität sichtbares Zeichen ihrer sozialen Deklassierung.

Kronauer / Vogel (2004, S. 256) resümieren ihre Ergebnisse als Notwendigkeit der Differenzierung: „Unterschiedliche Quartierstypen enthalten sozial unterschiedlich zusammengesetzte Armutspopulationen. Überdies wirken die Lebensbedingungen in jedem Quartier auf Teilpopulationen der Arbeitslosen und Armen in jeweils unterschiedlicher Weise. Soziale Merkmale und Quartiersmerkmale gehen also jeweils spezifische Verbindungen miteinander ein.“

Im Folgenden werden die Effekte zweier unterschiedlicher Quartiere auf eine eng umgrenzte soziale Gruppe diskutiert: Es geht um die Integration resp. Ausgrenzung von Türken der zweiten Generation mit Hauptschulabschluss. Letzteres Kriterium wurde gewählt, weil heute der Erfolg im Bildungssystem weitgehend über den späteren beruflichen Erfolg entscheidet. Abitur würde demnach eine positive Karriere, ein Schulabgang ohne Hauptschulabschluss eine negative Karriere erwarten lassen. Bei einem Hauptschulabschluss – so die Ausgangsthese – entscheidet sich jedoch erst im Verlauf der weiteren Biographie, ob Integration gelingt oder nicht. Also müssten sich an den Wohnungsmarkt- und Arbeitsmarktschicksalen von Türken der zweiten Generation mit Hauptschulabschluss am ehesten die Faktoren beobachten lassen, die jenseits des erreichten Bildungsgrads über Integration resp. Ausgrenzung entscheiden. Türken wurden als Untersuchungsgruppe gewählt, weil sie nach allen vorliegenden Studien die größte und zugleich die am meisten benachteiligte Gruppe unter den Zuwanderern bilden. Dabei sind mit Zuwanderern jene gemeint, die „gekommen sind, um zu bleiben“ (Georg Simmel), also nicht die Transnationalen, die dauerhaft in zwei Ländern leben, und die Transitorischen – die Kriegsflüchtlinge, Studenten, Saisonarbeiter –, die sich nur vorübergehend in der Bundesrepublik aufhalten. Die Frage nach Integration oder Ausgrenzung stellt sich bei Transnationalen und Transitorischen anders als bei den Zuwanderern.

Als Untersuchungsquartiere wurden eine Großsiedlung des sozialen Wohnungsbaus am Stadtrand von Hannover (Varenheide-Ost) und ein innenstadtnahes Altbauquartier Hannovers (Linden-Nord) ausgewählt. Beide stehen für typische Gebiete mit hohen Anteilen von Migranten. Die referierten Ergebnisse beruhen auf einer Studie der AG Stadtforschung: „Zwischen Integration und Ausgrenzung. Lebensverhältnisse türkischer Migranten der zweiten Generation“, bearbeitet von Norbert Gestring, Andrea Janßen, Ayca Polat und Walter Siebel (vgl. zu den Ergebnissen insbes.: Gestring et al., 2003; Janssen, 2004. Weitere Studien zu Quartierseffekten: Callies, 2003; Herlyn et al., 1991; Farwick, 2004; Friedrichs / Blasius, 2000; Keim / Neef, 2000; Kronauer / Vogel, 2004; Tobias / Boettner, 1992).

Türkische Zuwanderer der zweiten Generation, die nur den Hauptschulabschluss erreicht haben, verfügen nur über geringes soziales, ökonomisches und kulturelles Kapital. Sie zählen damit zu jenen Gruppen, die durch Belegungspolitik und Filtermechanismen des Wohnungsmarkts in benachteiligte Quartiere abgedrängt werden. Für unsere Befragten trifft das schon kaum noch zu. Angesichts der Entspannung auf dem Wohnungsmarkt ist ihre Segregation schon sehr viel öfter auch als freiwillig zu interpretieren. Gleichzeitig sind sie besonders auf die nähere Umgebung angewiesen: Aufgrund ihres geringen räumlichen Aktionsradius können sie die Defizite des Quartiers weniger durch Inanspruchnahme entfernterer Angebote kompensieren und aufgrund ihrer geringen Marktmacht können sie dem Quartier auch seltener durch Umzug entkommen (Herlyn, 1998; Friedrichs / Blasius, 2000).

Will man die Quartierseffekte erfassen, muss sowohl nach negativen (Benachteiligungen durch das Quartier) wie nach positiven (quartiersspezifischen Ressourcen) Wirkungen des Wohnquartiers gefragt werden. Um die positiven und negativen Quartierseffekte zu beschreiben, werden im Folgenden vier Dimensionen unterschieden (Gestring / Janssen, 2002):

1.1. Materielle Effekte

Die materiellen Effekte. Sie sind abhängig von der Lage des Quartiers und seiner Verkehrsanbindung, der Qualität der Wohnungen, des Wohnumfelds (Freiflächen, öffentliche Räume), der technischen und sozialen Infrastruktur und des privaten Güter- und Dienstleistungsangebots. Je differenzierter die örtlichen Angebote, desto besser sind nicht nur die Versorgungsmöglichkeiten der Anwohner. Sie können auch Gebietsfremde in das Quartier ziehen und dadurch den Eindruck der Isolation vermeiden helfen. Wichtig ist auch das Vorhandensein einer ethnischen Infrastruktur. Sie bietet Güter und Dienstleistungen, die auf kulturspezifische Bedürfnisse ausgerichtet sind, und Beschäftigungsmöglichkeiten, die häufig in einer Grauzone zwischen Illegalität und Legalität angesiedelt sind, sie kann aber auch eine Abschottung der ethnischen Kolonie befördern (Heitmeyer, 1998). Die Wirkungen der sozialen Infrastruktur werden teilweise ambivalent eingeschätzt: Sie bedeutet Hilfe, kann aber auch die Etikettierung des Quartiers als sozialen Brennpunkt befördern (Wacquant, 2004). Ferner spielen die physischen Umweltqualitäten (Lärm, Luftbelastung), Nähe zu problematischen Infrastruktureinrichtungen (Müllkippe) und das Vorhandensein von Arbeitsmöglichkeiten in der formellen und der informellen Ökonomie eine Rolle.

1.2. Soziale Effekte

Die sozialen Effekte. Sie sind abhängig von den sozialen Netzen der Bewohner im Quartier, der Qualität der Nachbarschaftsbeziehungen und den Sozialisationsbedingungen, die das Quartier insbesondere für Kinder und Heranwachsende bietet. Die sozialen Netze sind wichtig für die Möglichkeiten, materielle, praktische (Kinderbetreuung, Krankheit) und emotionale Hilfen zu mobilisieren sowie Informationen über Arbeitsmöglichkeiten oder Chancen in der informellen Ökonomie zu erhalten. Homogene und kleine Netze gelten dabei als wenig leistungsfähig, insbesondere wenn ihre Mitglieder schwache Positionen auf dem Arbeitsmarkt und niedrige Qualifikationen haben (Morris, 1987). Türken kennen nur die den Türken zugänglichen Segmente des Arbeits- und Wohnungsmarkts, Arbeitslose haben wenig Informationen über Arbeitsmöglichkeiten und Arme haben selber zu wenig, um wirksame materielle Hilfen leisten zu können. Das Schlagwort von den überforderten Nachbarschaften (GdW, 1998) stellt ab auf die Probleme, die aus einer engen Nachbarschaft konfligierender Lebensweisen entstehen können. Diese Gefahr ergibt sich insbesondere aus der Tatsache, dass die Mechanismen des Wohnungsmarkts die Zuwanderer in die Nachbarschaft gerade der deutschen Modernisierungsverlierer bringen, die am wenigsten in der Lage sind, tolerant mit Fremden umzugehen, im Gegenteil Sündenböcke für ihren eigenen sozialen Abstieg brauchen, eine Rolle, für die sich Fremde immer schon besonders geeignet haben. Schließlich hat insbesondere Wilson (1987) darauf hingewiesen, dass Jugendliche in Quartieren, in denen erwerbstätige Erwachsene eine Randerscheinung sind, keine positiven Rollenvorbilder vorfinden, die ihnen die Orientierung auf berufliche Arbeit als erfolgreich vorleben können. Im Gegenteil, so die Diskussion zu einer „Kultur der Armut“ (Lewis, 1961), in Armutsgebieten sind normative Orientierungen und Verhaltensweisen für das alltägliche Überleben funktional, die sich beim Versuch der Integration in eine von Mittelschichtswerten dominierten Mehrheitsgesellschaft als dysfunktional erweisen. Auch solche Effekte sind für Deutschland nachgewiesen, allerdings explizit nicht für Türken (Friedrichs / Blasius, 2000, S. 195). Ein Milieu von Armut und Arbeitslosigkeit kann für Erwachsene Entlastung bedeuten, weil man unter Schicksalsgenossen lebt. Aber diese Entlastung ist durchaus ambivalent: Der Druck der Scham ist zwar geringer, aber eben das kann zu apathischem Sichabfinden beitragen (Callies, 2003; Kronauer / Vogel, 2004).

1.3. Politische Effekte

Die politischen Effekte. Sie sind abhängig vom Grad der Artikulations-, Organisations- und Konfliktfähigkeit der Bewohner. Je geringer diese ausgeprägt sind, desto geringer die Chancen des Quartiers, bei den Verteilungskämpfen um öffentliche Mittel Erfolg zu haben. Türken verfügen aus rechtlichen (Staatsbürgerschaft), sozialstrukturellen (unterschichts­typische politische Abstinenz) und kulturellen (Sprachfähigkeit) Gründen seltener über diese Voraussetzungen. Damit sind die politischen Durchsetzungschancen gerade in den Quartieren, in denen Ausländer und benachteiligte Deutsche wohnen, besonders gering, die aufgrund ihrer geringen Potenziale zur Selbsthilfe doch besonders auf politische Unterstützung angewiesen wären.

1.4. Symbolische Effekte

Die symbolischen Effekte. Sie sind abhängig vom Image des Quartiers. Die Geschichte des Quartiers kann hier ein besonders zäh haftendes Manko bedeuten, etwa wenn das Quartier auf dem früheren Gelände eines Zwangsarbeiterlagers gebaut wurde oder anfänglich zur Beherbergung von Obdachlosen gedient hat. Die teilweise modisch bedingte Auf- oder Abwertung bestimmter Architekturen (Hochhäuser, 50er-Jahre-Fassaden) spielen ebenso eine Rolle wie ein verwahrloster öffentlicher Raum, heruntergekommene Gebäude, aber auch das insbesondere von Massenmedien transportierte Bild eines Ghettos. Solche in der Öffentlichkeit transportierten Bewertungen wie auch die eigene tägliche Erfahrung von Graffiti und Vermüllung des öffentlichen Raums können den Bewohnern ihre eigene Randständigkeit signalisieren. Die Identifikation mit dem Quartier ist dann schwach, das eigene Selbstbild wird beschädigt. Bewerber um eine Arbeits- oder Ausbildungsstelle können durch die „schlechte Adresse“ benachteiligt sein. Ein schlechtes Image kann selektive Wanderungen und Desinvestitionen zur Folge haben, die das Gebiet in eine Abwärtsspirale treiben. Solche Circulus-vitiosus-Effekte sind auch für deutsche Armutsquartiere nachgewiesen (Häußermann / Kapphan, 2004; Friedrichs / Blasius, 2000; Kronauer, 2001; Farwick, 2004). Dagegen kann ein positives Fremd- und Selbstbild des eigenen Wohnquartiers die Identifikation mit dem Wohnort fördern, Sicherheit und Selbstbewusstsein, ein Gefühl der Zugehörigkeit verstärken (Göschel, 1987).

 

2. Materielle Benachteiligungen und Ressourcen im Quartier

Varenheide-Ost ist eine typische monofunktionale Großsiedlung des sozialen Wohnungsbaus. Zeilenbau aus den 50er- und 60er-Jahren und einige Hochhäuser aus den 1970ern dominieren das städtebauliche Bild. Solche Siedlungen gelten mittlerweile in Teilen der öffentlichen Meinung als unbewohnbar (Jessen, 1998). Die Siedlung liegt am Rand von Hannover, durch Einfamilienhausgebiete und drei breite Verkehrsschneisen zwar inselhaft abgeschnitten, aber durch den ÖPNV gut an die Innenstadt angebunden. Im Freiraum dominieren großzügige Grünflächen. Anziehend gestaltete öffentliche Plätze und damit Aufenthalts- und Kontaktmöglichkeiten fehlen fast vollständig. Arbeitsplätze gibt es nicht, außer in den spärlichen Einrichtungen der kommerziellen Infrastruktur, die nur den einfachen täglichen Bedarf decken. Dagegen gibt es eine Vielzahl sozialer, vornehmlich karitativer Einrichtungen, deren Arbeitsplätze allerdings kaum für die hier in Rede stehende Gruppe der Türken zugänglich sind. Ein Teil der Wohnungen in den Zeilenbauten ist saniert, andere wiederum sind sichtbar heruntergekommen, insbesondere bei einigen Hochhäusern zeigen sich deutliche Zeichen der Desinvestition (verwahrloste Eingänge, kaputte Briefkästen und Klingelleisten). Der größte Hochhauskomplex befindet sich im Klingenthal. Da sich kein Investor fand, soll er abgerissen werden. Es gab Versuche der Privatisierung von Wohnungen, die nur sehr mäßig erfolgreich waren.

Linden-Nord ist ein ehemaliges Arbeiterquartier. Es grenzt an die Hannoveraner Innenstadt, die Wohnungen entsprechen durch die Sanierungen der letzten Jahre weitgehend heutigen Standards. Innerhalb des dicht gebauten Stadtteils fehlen Grünflächen, was aber durch den angrenzenden Fluss und einen Park kompensiert wird. Es gibt eine lebendige Einkaufsstraße und mehrere öffentliche Plätze. Das Gebiet entspricht mit seiner dichten funktionalen Mischung von Geschäften, kleinen Gewerbebetrieben, Cafés und Kneipen dem Bild eines lebendigen innerstädtischen Gebiets. Sehr viel weniger auffällig als in Varenheide-Ost ist die soziale Infrastruktur. Dagegen gibt es mehrere selbst organisierte Einrichtungen.

Städtebauliche Gestalt, Lage, Zustand und Ausstattung der Wohnungen, funktionale Mischung und infrastrukturelle Ausstattung lassen Linden-Nord als sehr viel attraktiver erscheinen im Vergleich zum monofunktionalen Varenheide-Ost. Die subjektive Bewertung der beiden Stadtteile durch die befragten Türken entspricht aber diesem „Vor“-Urteil keineswegs. „Eine der schönsten Gegenden Hannovers“, so ein Befragter, der keineswegs mit seinem Urteil allein bleibt. Die Erklärung ist einfach. Die von uns befragten Türken der zweiten Generation entsprechen eben der Zielgruppe, für die diese Gebiete geplant waren: junge Familien mit kleinen Kindern, dem Mann als Ernährer, der tagsüber auf der Arbeit ist, der Frau als Hausfrau und Mutter, die allenfalls einer Teilzeitarbeit nachgeht (Gestring et al., 2003). Gelobt werden insbesondere die Verkehrsberuhigung, die großzügigen Grünflächen, die vielen Spiel- und Kindergartenplätze. Spiegelbildlich konzentriert sich die Kritik der Türken in Linden-Nord auf fehlende Freiflächen, Spielmöglichkeiten und Parkplätze. Die Familienfreundlichkeit der städtebaulichen Anlage in Varenheide-Ost scheint auch auf die Zufriedenheit mit der Wohnung auszustrahlen. Anders ist nicht zu erklären, dass die Varenheider mit ihren Wohnungen zufriedener sind als die Lindener, obwohl sie in kleineren und teureren Wohnungen wohnen. Allerdings äußern einige der Befragten auch heftige Kritik am Zustand der Wohnungen.

Die sehr dünne Versorgung mit kommerzieller Infrastruktur wird ebenfalls nicht kritisiert. Man bekomme alles, was man brauche. Inwieweit hier neben der Grundzufriedenheit mit dem familienfreundlichen Stadtteil auch bescheidene Ansprüche eine Rolle spielen, ist nur zu vermuten. In Linden-Nord wird nämlich die Vielzahl der Läden und Cafés von den Befragten gerade betont als ein Vorzug ihres Stadtteils. Positiv hervorgehoben wird der lebendige, auch von Nicht-Lindenern aufgesuchte Stadtteil. Dass dies auch reale Vorteile bietet, zeigt sich in den weniger homogenen und weiter gespannten sozialen Kontakten der Lindener (dazu weiter unten).

Erstaunlich ist die große Distanz der von uns Befragten zu den karitativen Einrichtungen, sofern diese sich nicht an Kinder richten. Trotz der hohen Sichtbarkeit sozialer Einrichtungen in Varenheide-Ost zeigen sich die Befragten fast gar nicht über deren Existenz informiert, geschweige denn, dass sie sie nutzen würden. Dasselbe gilt für Linden-Nord.

Die funktionale Mischung in Linden-Nord hat dazu geführt, dass die Befragten in Linden-Nord häufiger von Gelegenheitsarbeiten und von Jobmöglichkeiten im Stadtteil berichten. Das gilt auch für die Frauen, die besonders auf nahräumliche Arbeitsmöglichkeiten angewiesen sind. Dementsprechend ist auch der Durchschnittsverdienst der in Linden-Nord wohnenden Frauen höher als der in Varenheide-Ost. Einige der Türken der zweiten Generation haben sich auch im Stadtteil selbstständig gemacht, ein Risiko, das keiner in Varenheide-Ost eingegangen ist, schon wegen Mangels an räumlichen Gelegenheiten und an Laufkundschaft. In Linden-Nord dagegen gibt es eine ausgeprägte türkische Infrastruktur.

Fazit: Varenheide-Ost erfüllt die Ansprüche traditioneller Familien mit traditioneller Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau. Wo dieses Modell noch funktioniert, funktioniert auch der Stadtteil. Aber angesichts der Probleme auf dem Arbeitsmarkt und der sich wandelnden Rolle der Frau wird diese Lebensform auch unter den Türken längerfristig an Relevanz verlieren. Im Übrigen bestätigt unsere Studie die Vermutungen, wonach innerstädtische, funktional gemischte Altbauquartiere bessere Voraussetzungen für soziale Kontakte und für ökonomisch relevante Tätigkeiten bieten.

3. Soziale Benachteiligung und soziale Ressourcen

Seit den Neunzigerjahren hat Varenheide-Ost 15% seiner Bewohnerschaft verloren. Von der türkischen Bevölkerung sind in dieser Zeit zwar auch viele fortgezogen, aber nicht so viele, nämlich nur 11%. Die Wohndauer der Türken liegt über der der Deutschen. 46% der Türken, aber nur 34% der Deutschen wohnen länger als seit fünf Jahren in Varenheide-Ost (Janssen, 2001).

Varenheide-Ost hat einen weit überdurchschnittlichen Anteil von Sozialhilfeempfängern: 23% (Hannover: 7,7%). Auch die Selbsthilfequote der Türken liegt mit 31% über dem Durchschnitt von 21% bei den Türken in ganz Hannover. Diese Konzentration ist Resultat selektiver Wanderungen, der Belegungspolitik und negativer Karrieren der Ansässigen. Dagegen liegt die Selbsthilfequote in Linden-Nord mit 10% nur wenig über dem Hannoveraner Durchschnitt. Der Anteil der Türken an allen Bewohnern ist mit etwas über 15% in beiden Stadtteilen der höchste aller Stadtteile Hannovers. Die Türken in Linden sind dort ebenfalls länger ansässig als die Deutschen und auch Linden hat Wanderungsverluste.

Es gibt keine Anzeichen für die Entwicklung einer Kultur der Armut, in der für die Integration in den Arbeitsmarkt dysfunktionale Orientierungen vermittelt würden. Dysfunktional ist die Art der Arbeitsmarktorientierung allenfalls insofern, als sie an einer an der Industriegesellschaft orientierten und rein instrumentellen Auffassung von Arbeit festhält. Aber mit Ausnahme von Frauen mit traditionellem Rollenverständnis repräsentieren alle Befragten in diesem Sinne positive, auf berufliche Arbeit gerichtete Rollenvorbilder.

Die sozialen Netze der Türken sind in beiden Quartieren dominiert von Familienbeziehungen. Diese enge Bindung an die Familie ist auch verantwortlich für die Tatsache, dass die von uns untersuchten Türken ihre Wohnkarrieren überwiegend in dem Stadtteil absolviert haben, in dem sie zum Zeitpunkt des Interviews wohnten. Es ist, als kreisten sie jeweils in dem Segment des Wohnungsmarkts, in das sie hineingeboren oder zuerst mit ihren Eltern zugezogen sind: Die Lindener ziehen innerhalb Lindens, die Vahrenheider in Vahrenheide um. Die sozialen Netze der Vahrenheider sind mit nur zwei Ausnahmen auf die eigene ethnische Gruppe beschränkt. Aber während in Linden-Nord die Netze weiter gespannt sind – insbesondere ist auffällig, dass hier die türkischen Frauen in ihren Kontakten nicht so ausschließlich wie in Varenheide-Ost auf das Verwandtschaftssystem beschränkt bleiben und auch Bekannte und Freunde umfassen –, sind die Kontakte der Türken in Varenheide-Ost fast ausschließlich auf die engste Familie konzentriert: Eltern, Geschwister, Schwager und Schwägerinnen, die obendrein überwiegend in fußläufiger Entfernung wohnen. Dagegen sind die sozialen Netze in Linden-Nord ethnisch etwas weniger homogen und umfassen häufiger Nichtverwandte. Die Lindener leben auch im Stadtteil. Dabei bestätigt sich die These von der „weakness of strong ties“ resp. der „strength of weak ties“ (Granovetter, 1973): Je ethnisch und sozial homogener sowie quantitativ kleiner die Netze sind, desto weniger Ressourcen bieten sie. Die Lindener haben deshalb häufiger als die Varenheider Informationen über Jobmöglichkeiten aus ihren Netzen erhalten.

Trotz des hohen Anteils der Türken im Stadtteil spielt ein türkisches Milieu in Varenheide-Ost keine Rolle. Man begrüßt, dass in der Nachbarschaft Türken wohnen, denn das macht das Leben konfliktfreier, aber man hat kaum engeren Kontakt untereinander. Wieder bestätigt sich das Bild eines familienzentrierten Lebens in Varenheide-Ost. Anders in Linden-Nord, wo es Ansätze eines türkischen Milieus gibt, das aber auch Nachteile hat: Klatsch und Tratsch. Man nutzt die Vorteile einer türkischen Infrastruktur, aber scheut die soziale Kontrolle allzu enger Nachbarschaft. Von Parallelgesellschaft oder Rückzug in die türkische Gemeinschaft haben wir nichts feststellen können, lediglich einen Rückzug in die Familie.

Der zweite wesentliche Unterschied neben den Unterschieden in der Reichweite der sozialen Netze betrifft das soziale Milieu der beiden Stadtteile. Hier sehen die Türken in Varenheide-Ost das Hauptproblem ihres Stadtteils. Dabei sind es die anderen, nicht die eigene Gruppe, die das Problem ausmachen: alkoholabhängige Deutsche, Russen, Kurden, Polen und Zigeuner. Gegen sie grenzt man sich scharf ab. Auch werden Besorgnisse hinsichtlich der eigenen Kinder geäußert, wenn sie mit diesem Milieu in Berührung kommen könnten. In Linden-Nord dagegen wird das tolerante studentische Milieu gelobt. Probleme machen nur Drogenabhängige und Kriminelle sowie Gruppen männlicher türkischer Jugendlicher, die den ganzen Tag im Stadtteil herumhängen.

Fazit: Es sind das soziale Milieu der anderen (Russen, Kurden, Zigeuner), Suchtprobleme und die männlichen Jugendlichen, die als problematisch gelten. Man kann sagen: Die Ängste der Türken gleichen denen der Deutschen. Für die in der Literatur beschworene Parallelgesellschaft haben wir keine Anzeichen gefunden, auch nicht für die Vermittlung abweichender Verhaltensnormen. Auffällig aber sind die Beschränkung der sozialen Netze auf einen kleinen Kreis von Verwandten und die schärfere Abgrenzung gegen andere soziale Gruppen in der Großsiedlung. Auch hier schneidet das Innenstadtquartier etwas besser ab.

4. Politische Benachteiligung?

In beiden Quartieren ist der Anteil der Wahlberechtigten niedriger als in anderen Stadtteilen Hannovers. Das dürfte am hohen Anteil von Ausländern liegen. Während aber in Varenheide-Ost auch die Wahlbeteiligung weit unter dem Hannoveraner Durchschnitt liegt, entspricht sie diesem in Linden-Nord. Linden-Nord weist auch einen hohen Anteil an zivilgesellschaftlichen Aktivitäten auf. Also spricht alles zunächst dafür, dass Linden-Nord in der Kommunalpolitik besser als Varenheide-Ost repräsentiert ist. Aber es sind Zweifel angebracht, ob diese Präsenz den Türken zugute kommt. Die politischen Aktivitäten eines akademischen und alternativen Milieus in Linden-Nord dienen Interessen, die den Interessen türkischer Familien im Stadtteil nicht unbedingt entsprechen. Die Türken in Linden-Nord zeigen daher zu den politischen Aktivitäten und zivilgesellschaftlichen Organisationen, selbst zu den multikulturell orientierten, eine außerordentlich große Distanz. Sie dürfte mit den fehlenden Staatsbürgerrechten und mit Schichtzugehörigkeit zu erklären sein, aber auch mit kultureller Distanz.

Verblüffend aber ist eine doppelte Paradoxie des Politischen in Varenheide-Ost. Die türkischen Bewohner in Varenheide-Ost zeigen wie die Lindener eine hohe Distanz zur Politik (Geiling et al., 2002), obwohl ihr Alltag weitgehend von Politik geprägt ist: „Es ist ’ne soziale Gegend“ (Interview): Der Anteil an Sozialhilfeempfängern ist hoch, die Befragten leben in Sozialwohnungen, die noch dazu zu einem großen Teil in Besitz oder Verwaltung einer kommunalen Wohnungsgesellschaft sind, die Ausstattung mit öffentlich erstellter sozialer Infrastruktur ist vergleichsweise hoch und der Stadtteil ist fast von Beginn an Gegenstand umfangreicher sozialpolitischer und stadtplanerischer Bemühungen. Bereits 1989 gab es sieben Gutachten über das Quartier, seit 1997 ist Varenheide-Ost Sanierungsgebiet. Seitdem existiert eine Anwaltsplanung. Seit Varenheide-Ost im Rahmen des Soziale-Stadt-Programms Modellprojekt geworden ist, sind die Bemühungen zur Mobilisierung der Bewohner noch verstärkt worden, u.a. durch Einrichtung eines Bürgerforums. Man könnte von einem rundum staatlich betreuten Wohnen sprechen. Trotzdem kümmern sich die von uns befragten Türken nicht um Politik, wenn, dann fühlen sie sich vom Staat allein gelassen und die Vielfalt der Programme und sozialen Einrichtungen wird mit Ausnahme der kinderbezogenen Infrastruktur faktisch nicht zur Kenntnis genommen. Ob hier zu den oben genannten sozialen und rechtlichen Gründen eine Art Passivierungseffekt durch sozialpolitische Betreuung hinzutritt oder welche Ursachen sonst diese Paradoxie haben könnte, darüber können wir aufgrund unseres Materials keine Aussagen machen.

Die zweite Paradoxie liegt in der Tatsache, dass der Stadtteil trotz der politischen Apathie seiner Bewohner fast kontinuierlich Gegenstand politischer Interventionen gewesen ist. Offenkundig ist die Berücksichtigung des Stadtteils Varenheide-Ost in der kommunalen Politik nicht mit der politischen Durchsetzungsfähigkeit seiner Bewohnerschaft zu erklären. Dafür sind andere Faktoren verantwortlich: die relative Überschaubarkeit einer Stadt wie Hannover, die verhindert, dass hier einzelne Stadtteile gleichsam vergessen werden können wie in Millionenstädten, die hohe Aufmerksamkeit der Presse für die Probleme der Großsiedlungen, die Tatsache, dass die kommunale Wohnungsbaugesellschaft dort viele Wohnungen besitzt und diese Gesellschaft in der Hannoveraner Politik durchaus sich Gehör verschaffen kann, schließlich auch die trotz aller neoliberalen Diskussionen immer noch einflussreiche Tradition sozialpolitischer Verantwortung der Kommune wie des Staates.

Fazit: Beide Quartiere finden trotz der eklatanten Unterschiede hinsichtlich ihres politischen Aktivitätsniveaus Berücksichtigung in der Kommunalpolitik. Unter den Bedingungen deutscher Kommunalpolitik ist die politische Durchsetzungsfähigkeit der Bewohner anscheinend keine notwendige Voraussetzung dafür, dass ein Stadtteil in der Kommunalpolitik berücksichtigt wird. Insofern kann von einer benachteiligenden Wirkung des Stadtteils auf die politische Berücksichtigung der Interessen seiner Bewohner nicht gesprochen werden. Allerdings ist fraglich, ob die jeweiligen Kanäle, auf denen Angelegenheiten der Stadtteile in das politische System transportiert werden, die Aktivitäten politisch engagierter deutscher Gruppen und der Einfluss einer Wohnungsbaugesellschaft, geeignet sind, die Interessen türkischer Familien zu transportieren.

5. Stigmatisierung

Ein Wohnquartier kann aus den verschiedensten Gründen stigmatisiert, also verrufen sein: wegen seiner Architektur, wegen einer benachbarten Müllkippe, häufig aber wegen seiner Bewohner, denen negative Merkmale wie Armut, Arbeitslosigkeit, Kriminalität zugeschrieben werden. Varenheide-Ost ist fast von Beginn an Gegenstand kritischer Berichterstattung. Nur ganz zu Anfang galt es als Beispiel modernen Wohnens. Sehr bald wurde der Städtebau kritisiert, wenig später trat die Kritik am "sozialen Milieu" hinzu. Die Wohnungen sind zu 85% Sozialwohnungen. Da Varenheide-Ost auch im Rahmen eines Barackenräumprogramms finanziert wurde, sind dort auch Obdachlose und Flüchtlinge untergebracht worden. So konnte sich auch für Varenheide-Ost bald jene charakteristische Assoziation von Randgruppen und Hochhäusern verfestigen, die das Bild von den Großsiedlungen am Stadtrand in der Bundesrepublik prägt. In unseren Interviews mit Experten des Wohnungsmarkts wurden häufig entsprechende Stereotypen genannt: "Bronx von Hannover", "letzter Abstieg". Das Bild von Linden-Nord dagegen ist zumindest ambivalent: Alternative, studentisches Milieu, "witzig" oder auch "Klein-Istanbul". Eine im Rahmen unserer Studie durchgeführte Analyse der Presseberichterstattung (Handschuch, 2003) wie auch die Experteninterviews lassen keine eindeutige Stigmatisierung von Linden-Nord erkennen. Es ist also jeweils beides, das bauliche Erscheinungsbild und das soziale Milieu, was der Stigmatisierung Nahrung gibt.

Trotz der Eindeutigkeit der Stigmatisierung von Varenheide-Ost berichten unsere Befragten nicht von Diskriminierungserfahrungen am Arbeitsmarkt aufgrund ihrer Adresse. Auch die Experten des Arbeitsmarkts haben kaum Hinweise auf entsprechende Praktiken etwa bei der Auswahl von Lehrstellenbewerbern gegeben. Allenfalls wenn die Bewohner von Stadtteilen mit schlechtem Image auch noch dort bestimmte, als schlecht geltende Schulen absolviert haben, könnten Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Lehrstelle entstehen. Ebenso wenig finden die in der Literatur genannten Probleme der sozialen Isolation aufgrund einer schlechten Adresse Bestätigung. Niemand hat darauf verzichtet, andere einzuladen, weil er sich seiner verwahrlosten oder schlecht beleumdeten Umgebung schämte. Das muss allerdings bei Befragten, die ihre sozialen Kontakte fast ausschließlich auf die engere Verwandtschaft, die zudem überwiegend im selben Stadtteil wohnt, beschränkt haben, auch nicht verwundern. Umgekehrt gibt es in unserem Material aber auch keine Hinweise darauf, dass diese Einengung der sozialen Kontakte auf Scham zurückzuführen wäre. Wenn, dann ist sie eine Folge der Abgrenzung gegen die schlechte Gesellschaft der anderen Bewohner im Stadtteil.

Aber die Tatsache des Stigmas ist den Bewohnern von Varenheide-Ost durchaus bewusst. Ein Gefühl des „Wir Varenheider“ kann sich hier nicht entwickeln. Fast die Hälfte der Befragten äußert Befürchtungen hinsichtlich der Bedingungen, unter denen Kinder hier aufwachsen. Viele würden auch wegziehen, wenn nicht ihre Familienangehörigen hier wohnen würden. Aber auch die, die solche Befürchtungen äußern, sehen sich selber noch nicht unmittelbar bedroht. Sie haben drei Strategien des Umgangs, die auch aus anderen Untersuchungen bekannt sind (Tobias / Boettner, 1992; Dubet / Lapeyronnie, 1994; Hanhörster / Mölder, 2000):

  • Die selbstbewusste Zurückweisung ist in Varenheide-Ost nicht zu finden, aber in Linden-Nord. Einige bezeichnen sich stolz als Lindener. Das tut keiner der Türken in Varenheide-Ost, hier ist man allenfalls Hannoveraner.
  • Das „blaming of the other“ ist die verbreitetste Reaktion in beiden Stadtteilen. Man hält ein positives Selbstbild aufrecht, indem man sich von anderen sozialen Gruppen absetzt: den betrunkenen Deutschen, den türkischen jungen Männer in getunten Autos oder bestimmten Teilgebieten: Straßenzügen, einzelnen Hochhäusern, die man für das schlechte Gesamtbild verantwortlich macht.
  • Umzug in einen anderen Stadtteil resp. Rückzug in ein Glück im Winkel. Hier wird das schlechte Image als übermächtig erfahren, vor dem man sich durch Wegzug schützen müsste, wenn hier nicht die Familie wohnen würde.

Fazit: Die Stigmatisierung des Quartiers Varenheide-Ost ist die härteste Benachteiligung für die türkischen Bewohner. Die Lindener sind davon kaum betroffen. Stigmatisierung ist ein gesellschaftlicher Definitionsprozess mit handfesten Folgen. Sie bestätigt die soziologische Erkenntnis von den realen Wirkungen sozialer Konstruktionen.

Was wir nicht gefunden haben, ist die stolze Identifikation mit dem Stigma, wie sie Dubet / Lapeyronnie (1994, S. 106) berichten: „Der Stolz, zur Welt der Ausgestoßenen zu gehören, in der man hart sein muss“. Offenkundig ist in deutschen Wohngebieten der Prozess sozialer Ausgrenzung noch lange nicht so weit fortgeschritten wie in anderen europäischen Ländern oder gar in den USA. Aber die Stigmatisierung ist ein einflussreicher Faktor auf dem Weg in diese Richtung.

Das Stigma, das einem Wohngebiet anhaftet, wird auf seine Bewohner übertragen, egal, ob es auf den Einzelnen zutrifft oder nicht. Das Stigma lenkt die Wahrnehmung, so dass etwa in der Berichterstattung der Presse jene Merkmale überrepräsentiert sind, die das Stigma bestätigen, was wiederum die Stigmatisierung verstärkt. Doch nach unseren Ergebnissen benachteiligt die Stigmatisierung des Gebiets nicht so sehr dadurch, dass es Vorurteile über seine Bewohner transportiert, die ihnen etwa bei der Bewerbung um eine Lehrstelle hinderlich sein können. Solche Erfahrungen werden bisher nur gelegentlich berichtet. Hier entsprechen unsere Ergebnisse ebenfalls denen anderer Studien. Seine problematische und längerfristig hoch folgenreiche Wirkung entfaltet das Stigma vielmehr dadurch, dass es soziale, ökonomische und politische Teufelskreise in Gang setzten kann, die das Gebiet in eine Abwärtsspirale treiben:

Ein sozialer Circulus vitiosus wird durch selektive Wanderungen ausgelöst: Wenn etwa deutsche Mittelschichtsangehörige ein Gebiet mit schlechter Adresse verlassen, dann verschlechtert sich die Nachbarschaft, und das Angebot an marktförmig organisierten Gütern und Dienstleistungen wird wegen sinkender Kaufkraft ausgedünnt, was wiederum weitere Abwanderung derer, die sich einen Umzug leisten können, zur Folge hat.

Ein ökonomischer Circulus vitiosus kann bei den Immobilieneigentümern ausgelöst werden. Der Fortzug zahlungskräftiger Mieter schmälert die Erträge, was Eigentümer durch Verzicht auf Instandhaltungs- und Modernisierungsinvestitionen versuchen können aufzufangen. Wenn ein Eigentümer so handelt, kann das über negative Nachbarschaftseffekte analoges Verhalten bei anderen Eigentümern induzieren. Die heruntergekommene Immobilie strahlt auf ihre Nachbarschaft aus, sie verschlechtert die Vermietbarkeit oder Verkäuflichkeit der benachbarten Gebäude, so dass sich auch hier Investitionen nicht mehr lohnen. Die Bausubstanz des Quartiers verkommt.

Vor allem unter Bedingungen des Schrumpfens können selektive Abwanderung und Desinvestition zu einer Situation kumulieren, in der eine benachteiligte Bevölkerung unter benachteiligenden Wohnverhältnissen leben muss. Dann wird in sozialwissenschaftlichen Studien sorgfältig belegt, dass es sich um einen sozialen Brennpunkt handelt, das Stigma wird wissenschaftlich bestätigt. Das kann einen politischen Circulus vitiosus auslösen: Um in der Konkurrenz um Fördergelder bestehen zu können, müssen die Advokaten des Gebiets die Situation so dramatisch wie möglich darstellen, z.B. in dem man das Untersuchungsgebiet so abgrenzt, dass die besseren Straßenzüge ausgeklammert bleiben. Das hat gleich zwei negative Konsequenzen: Zum einen ist das Gebiet nun auch offiziell stigmatisiert (Mayer, 2004). Die zweite negative Konsequenz ergibt sich aus den widersprüchlichen Kriterien, nach denen um Fördergelder konkurriert werden muss, und denen, nach denen ein Gebiet saniert wird. Um Fördergelder wird durch Dramatisierung des Elends konkurriert. Hier spielen Kriterien der sozialen Gerechtigkeit eine Rolle, wonach die öffentlichen Interventionen auf die besonders benachteiligten Gebiete konzentriert werden sollen. Neuere Sanierungskonzepte gehen aber von der Erkenntnis aus, dass Hilfe zur Selbsthilfe die langfristig stabilsten Erfolge hat. Deshalb zielen die Maßnahmen im Rahmen der Sanierung auf Aktivierung und Partizipation der ansässigen Bevölkerung. Bei der Bewerbung um Aufnahme in das Programm „Soziale Stadt“ werden also durch eine Abgrenzung des Sanierungsgebiets, die nur die am härtesten betroffenen Straßenzüge erfasst, gerade die Teile (z.B. Gewerbegebiete) und Bewohnergruppen eines Quartiers herausdefiniert, auf die eine Politik der Mobilisierung von endogenen Potenzialen setzen könnte.

Die von uns untersuchten türkischen Migranten der zweiten Generation scheinen wie auf dem Arbeitsmarkt, wo sie im schrumpfenden Segment industriell-gewerblicher Arbeit konzentriert sind, auch auf dem Wohnungsmarkt in einem absteigenden Segment gefangen zu sein, auch wenn „Gefangen“ angesichts der entspannten Lage auf dem Hannoveraner Wohnungsmarkt ein zu starkes Wort dafür scheint. Aber aus einer Mischung aus objektiven (Diskriminierung, Kaufkraft) und subjektiven (Familienbindung, Informationsverhalten) Faktoren kreisen die Wohnkarrieren der befragten Türken überwiegend in ihrem jeweiligen Stadtteil. Auch jetzt äußert die überwiegende Mehrheit keine Umzugswünsche. Für die Lindener hat das keine gravierenden Konsequenzen. Aber für Bewohner von Varenheide-Ost könnte die Stigmatisierung ihres Stadtteils einen kollektiven Abstieg zur Folge haben. Auch wenn sie individuell eine positive Entwicklung durchlaufen haben, geschieht das in einem Behälter, der sich nach unten bewegt. Im wahrsten Sinne gefangen darin sind diejenigen, denen die nach objektiven Kriterien positivste Wohnkarriere gelungen ist: die Erwerber von Wohneigentum in Varenheide-Ost. Nur wenige haben auf die Kampagnen der Wohnungsbaugesellschaften in Varenheide-Ost, durch Verkauf von Wohnungen den Stadtteil sozial zu stabilisieren, reagiert, indem sie Wohneigentum erworben haben. Unter diesen sind einige der von uns befragten Türken. Mit der Stigmatisierung des Stadtteils sinken die Chancen, ihre Wohnungen zu dem Preis wieder zu verkaufen, zu dem sie sie erworben haben. Eine Flucht vor dem Stigma müssten sie nicht nur mit der Entfernung von ihren Verwandten, sondern auch mit herben ökonomischen Verlusten bezahlen. 

6. Schlussfolgerungen

Es sind in erster Linie die soziale und ökonomische Situation der Bevölkerung, die über das Schicksal eines Quartiers entscheiden. Sie unterscheiden sich bei den von uns befragten Migranten in den beiden untersuchten Stadtteilen nur graduell. Da wir aber in unserer Untersuchung Alter, Nationalität und Schulabschluss und damit wesentliche Determinanten des Sozioökonomischen konstant gehalten haben, sind die feststellbaren Unterschiede in den sozialen Beziehungen, den Verdienstmöglichkeiten und in den subjektiven Bewertungen ihrer Situation zumindest auch auf die Unterschiede der beiden Wohngebiete zurückzuführen. Linden-Nord bietet bessere Erwerbsmöglichkeiten, mehr Kontakte über die engere Verwandtschaft hinaus, damit auch leistungsfähigere soziale Netze, es leidet nicht unter Stigmatisierung, weshalb sich die Befragten auch eher in dem Stadtteil heimisch fühlen. Der Stadtteil eignet sich auch nicht als sichtbare Chiffre für eine symbolische Überhöhung der Randständigkeit seiner Bewohner.

Ganz anders Varenheide-Ost. Bis zum Jahr 2010 werden 20% der städtischen Belegrechte auslaufen (Kreibich, 1997). Das zwingt zu weiterer Konzentration benachteiligter Gruppen in Varenheide-Ost, da dort ein Großteil der sozial gebundenen Wohnungen sein wird. Wenn gleichzeitig die dort bereits ansässige Bevölkerung negative Karrieren auf dem Arbeitsmarkt erlebt und weiterhin bessergestellte Haushalte abwandern, dann kann Varenheide-Ost zu einer „Armutsinsel“ (Kreibich, 1997) werden. Auch die geplanten Abrisse von Hochhäusern werden an der negativen Sichtbarkeit des Stadtteils kurzfristig wenig ändern.

6.1. Was ist zu tun?

Die Formulierung von Anforderungen an Integrationspolitiken im Stadtteil ist Aufgabe des Expertenforums im Projekt „Zuwanderer in der Stadt“ zum Ende seiner Sitzungsperiode. Ich will deshalb die von Häußermann und mir in verschiedenen Veröffentlichungen formulierten Empfehlungen nicht ausführlich wiederholen (Häußermann / Siebel, 2001; 2004), sondern nur einzelne Stichworte anführen.

  • Den Zuzug von deutschen Mittelschichtsangehörigen anzustreben ist ein illusionäres Ziel. Angesichts der aufgrund entspannter Wohnungsmärkte sich beschleunigenden selektiven Abwanderung muss das erste Ziel sein, „bessere“ Haushalte, vor allem solche aus dem Kreis der Zuwanderer, im Gebiet zu halten. Sie können als Vorbilder und als lokale Eliten fungieren. Trotz der oben genannten Einschränkungen ist dazu die breite Palette baulicher Maßnahmen, die überall in deutschen Großsiedlungen unternommen werden, notwendig, ebenso die häufig praktizierte Freistellung von der Fehlbelegungsabgabe und der Belegungsbindung.
  • Integrationsmaßnahmen sind in den Quartieren anzubieten und sie müssen durch eine aufsuchende Werbung den Adressaten nahe gebracht werden. Dazu sind bikulturelle oder interkulturell ausgebildete Personen notwendig.
  • Eine entscheidende Bedeutung kommt den Schulen zu. Sie müssen zu Bürgerhäusern für Kinder und Eltern ausgebaut werden.
  • Integration ist ein konflikthafter und langwieriger Prozess. Um ihn erträglich zu halten, sind Mechanismen der Konfliktmoderation nötig.
  • Freiwillige Segregation auf Basis kultureller Nähe, insbesondere bei Verwandten, ist zuzulassen. Segregation dagegen, die durch Diskriminierung und Nachfrageschwäche erzwungen ist, muss verhindert werden.
  • Öffentliche Räume und öffentliche Anlässe, die Begegnung erlauben. Zur Öffentlichkeit eines städtischen Raums gehört nicht nur die Zugänglichkeit für alle Stadtbewohner, sondern auch die Präsenz der Symbole der verschiedenen Kulturen. Moscheen sind auch „islamische Bürgerhäuser“ (Leggewie).
  • Ethnische Ökonomien sind zu fördern.
  • Vor allem muss der Stigmatisierung entgegengewirkt werden.

Der Autor: Prof. Dr. Walter Siebel war Professor für Soziologie an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Er erhielt gemeinsam mit Prof. Dr. Hartmut Häußermann den Schader-Preis 2003.

7. Literatur

  • Callies, Oliver, 2003: Nachbarschaft als Abseitsfalle? Hamburg: VSA
  • Dubet, Francois / Lapeyronnie, Didier, 1994: Im Aus der Vorstädte. Stuttgart
  • Friedrichs, Jürgen / Blasius, Jörg 2000: Leben in benachteiligten Wohngebieten. Opladen: Leske und Budrich
  • Farwick, Andreas, 2004: Segregierte Armut: Zum Einfluß städtischer Wohnquartiere auf die Dauer von Armutslagen. In: Hartmut Häußermann et al. (Hrsg.), An den Rändern der Städte. Frankfurt: edition suhrkamp, 286-314
  • GdW (Hrsg.), 1998: Überforderte Nachbarschaften. GdW Schriften 48, Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen e.V. Köln. Berlin
  • Geiling, Heiko et al., 2002: Hannover-Varenheide-Ost. In: Deutsches Institut für Urbanistik (Hrsg.), Die Soziale Stadt. Berlin, Difu, 152-167
  • Gestring, Norbert / Janssen, Andrea, 2002: Sozialraumanalysen aus stadtsoziologischer Sicht. In: Marlo Riege / Herbert Schubert (Hrsg.), Sozialraumanalyse. Grundlagen – Methoden – Praxis. Opladen: Leske + Budrich,  147-160
  • Gestring, Norbert et al., 2003: Als Gegend eine der schönsten Hannovers. Migranten in einer Großsiedlung. In: Informationen zur Raumentwicklung 3 (4),  207-216
  • Göschel, Albrecht, 1987: Lokale Identität: Hypothesen und Befunde über Stadtteilbindungen in Großstädten. In: Informationen zur Raumentwicklung (3), 91-107
  • Häußermann, Hartmut / Kapphan, Andreas, 2004: Berlin: Ausgrenzungsprozesse in einer europäischen Stadt. In: Hartmut Häußermann et al. (Hrsg.), An den Rändern der Städte. Frankfurt: edition suhrkamp, 203-234
  • Häußermann, Hartmut / Siebel, Walter 2000: Wohnverhältnisse und Ungleichheit. In: Anette Harth et al. (Hrsg.), Stadt und soziale Ungleichheit. Opladen: Leske und Budrich, 120-140
  • Dieselben, 2001: Soziale Integration und ethnische Schichtung. Gutachten im Auftrag der Unabhängigen Kommission Zuwanderung
  • Dieselben, 2004: Die Stadt als Ort der Integration von Zuwanderern. In: vorgänge (1) (März 2004), 9-19
  • Handschuch, Cigdem, 2003: Die Darstellung türkischer Migranten in ausgewählten Hannoverschen Tageszeitungen: Bestandteil eines positiven oder negativen Images? Diplomarbeit, Oldenburg, Carl von Ossietzky Universität
  • Hanhörster, Heike / Mölder, Margit, 2000: Konflikt- und Integrationsräume im
  • Wohnbereich. In: Wilhelm Heitmeyer / Raimund Anhut (Hrsg.), Bedrohte Stadtgesellschaft. Weinheim / München: Juventa, 347-400
  • Heil, Karolus, 1974: Neue Wohnquartiere am Stadtrand. In: Wolfgang Pehnt (Hrsg.), Die Stadt in der Bundesrepublik Deutschland. Stuttgart: Reclam, 181-200
  • Herlyn, Ulfert et al., 1991: Armut und Milieu. Benachteiligte Bewohner in großstädtischen Quartieren. Basel
  • Herlyn, Ulfert, 1998: Mileu. In: Hartmut Häußermann (Hrsg.), Großstadt. Soziologische Stichworte. Opladen: Leske und Budrich, 152-162
  • Infas, 1990: Vergleichende Unersuchung von vier Hamburger Großsiedlungen. Bonn-Bad Godesberg
  • Heitmeyer, Wilhelm, 1998: Versagt die Integrationsmaschine Stadt? In: Ders. et al. (Hrsg.), Die Krise der Städte. Frankfurt: edition suhrkamp, 443-467
  • Janßen, Andrea, 2001: Segregation in einem Hannoveraner Stadtteil. Oldenburg, Diplomarbeit an der Carl von Ossietzky Universität
  • Janßen, Andrea, 2004: Es ist ne soziale Gegend – Benachteiligende Effekte in Migrantenvierteln? Darmstadt, Vortragsmanuskript
  • Jessen, Johann, 1998: Großsiedlungen – West. In: Hartmut Häußermann (Hrsg.),
  • Großstadt – soziologische Stichworte. Opladen: Leske und Budrich, 104-114
  • Keim, Rolf / Neef, Rainer, 2003: Handlungsfähig in Armut. Über Erwerbskombinationen und Haushaltsstrategien in Problemvierteln. In: Informationen zur Raumentwicklung 3 (4), 217-229
  • Kreibich, Volker et al., 1997: Wohnungsversorgung sozial Benachteiligter in der Landeshauptstadt Hannover. Hannover, Landeshauptstadt
  • Kronauer, Martin / Vogel, Berthold, 2004: Erfahrung und Bewältigung von sozialer Ausgrenzung in der Großstadt: Was sind Quartierseffekte, was Lageeffekte? In: Hartmut Häußermann et al. (Hrsg.), An den Rändern der Städte. Frankfurt/Main: edition suhrkamp, 235-257
  • Lewis, Oscar, 1961: The children of Sanchez. New York: Random House
  • Mayer, Hans-Norbert, 2004: Hamburgisches Stadtteilentwicklungsprogramm. Zwischenevaluation. Hamburg / Oldenburg
  • Morris, Lydia, 1987: Local social polarization. In: International Journal of Urban and Regional Research 11 (3), 331-350
  • Saldern, Adelheid von, 1995: Häuserleben. Bonn, Dietz
  • Tobias, Gertrud / Boettner, Johannes (Hrsg.), 1992: Von der Hand in den Mund. Armut und Armutsbewältigung in einer westdeutschen Großstadt. Essen
  • Wacquant, Loic, 2004: Roter Gürtel, schwarzer Gürtel. In: Häußermann et al. (Hrsg.), An den Rändern der Städte. Frankfurt: edition suhrkamp, 148-200
  • Wilson, William Julius, 1987: The truly disadvantaged. Chicago / London: University of Chicago Press

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