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Verbindung und Verbindlichkeit

Artikel vom 03.06.2022

Foto: Angelina Göb

Warum leben Menschen in Wohnprojekten? Ein Blogbeitrag von Angelina Göb. 

Zusammenhalten im selbst organisierten Wohn(t)raum

Warum leben Menschen in Wohnprojekten und wie (er)lebt man diese? Um Antworten auf diese und viele weitere Fragen zu erhalten, hat sich ein Teil des Schader-Teams auf Antwortsuche bei zwei Wohnprojekten in Darmstadt gemacht, die unterschiedlicher nicht sein könnten: die AGORA eG und der Sandberghof. Beide Projekte stellen die Pole im Kontinuum des gemeinschaftlichen Wohnens dar. Während in der AGORA fast 100 Menschen in 50 Wohneinheiten leben, sind es am Sandberghof zehn Menschen in fünf Wohneinheiten. Aber nicht nur die Größe, die Lage und Entwicklung (Neubau auf einer Brache vs. Bestandssanierung eines denkmalgeschützten Ensembles), sondern auch die Rechtsform (Genossenschaft vs. GbR) und die sozialstrukturelle Zusammensetzung (Mischung von Singles, Paaren und Familien zwischen 30 und 90 Jahren vs. Paare 60plus) beeinflussen das Zusammenleben im selbst organisierten Wohn(t)raum. Gemeinsam statt einsam ist das Credo, dass das ehrenamtliche Engagement trägt. Dieses lebt von Verantwortungsübernahme genauso wie von Rücksichtnahme, Durchhaltevermögen und Toleranz.

Zwischen Konsens und Konflikt

Für Wohnprojekte bedarf es einer spezifischen Haltung, so sehen es jedenfalls Bewohner:innen aus den Wohnprojekten. Gemeinschaft leben und lernen ist ein Bestandteil des Alltags, wobei jede und jeder Rückzugsmöglichkeiten hat. Dennoch gilt, gerade bei Großprojekten wie der AGORA: Alles kann nichts muss – die Beteiligung in Arbeitsgruppen ist optional und kann sich je nach Lebensphase und Ressourcenverfügbarkeit ändern. Um die unterschiedliche finanzielle, personelle wie zeitliche Ausstattung der Bewohner:innen auszugleichen, bedarf es jedoch Absprachen. Diese finden (in)formell statt aber kontinuierlich. Zu den Voraussetzungen für eine „gute Nachbarschaft“ gehört also der Dialog. Kommunikation ist essentiell. Darin inbegriffen sind auch Konfrontationen bei gleichzeitiger Anerkennung anderer Sichtweisen. Differenzen regen an, regen auf und so ist das wechselseitige Geben und Nehmen nicht einfach da, sondern muss geschaffen, erarbeitet werden. Austausch und Aushandlung sind, wie die Bereitschaft zum gegenseitigen Zuhören und Verstehen, zentrale Eigenschaften, die Balance in das Zusammenleben bringen. Basisdemokratie ermöglicht die Ausbildung von tiefgehendem Vertrauen, das regelmäßige Sehen, Grüßen und Helfen enge soziale Bindungen.

In guten wie in schlechten Zeiten

Mit dem gemeinsamen Durchleben von Höhen und Tiefen – im Projektverlauf aber auch im Täglichen – wird die Grundlage für das Surplus gelegt und die Erfahrung von kollektiver Wirksamkeit möglich: wir können gemeinsam etwas erreichen zu unser aller Wohl. Wer auf Rendite hofft, ist bei Wohnprojekten am falschen Platz. Hier geht es um die Qualitäten eines Miteinanders als Füreinander statt bloßem Nebeneinander. Die Identifikation mit dem Projekt und den anderen Bewohner:innen – auch oder gerade im Konflikt – evoziert den sozialen Kitt für den Zusammenhalt. Dennoch sind Wohnprojekte keine statischen Gebilde, sondern als dynamisches, sich stetig transformierendes Gewebe zu lesen, das immer wieder auf neue Anforderungen reagieren muss, um Spaltungen und Spannungen in und zwischen Gruppen zu bewältigen. Wohnprojekte bzw. ihre Bewohner:innen fungieren entsprechend als Spiegel ihrer Stadtgesellschaft, da sie im Kleinen mit den großen Fragen des Zusammenlebens immer wieder konfrontiert sind, Selbstverständlichkeiten (re)produzieren müssen.

von Angelina Göb, Fellow der Schader-Residence

 

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