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Alles da in DA?

Artikel vom 28.06.2021

Foto: Schader-Stiftung

Geograph*innen on Tour. Ein Blogbeitrag von Katharina Dehler, Kristina Kallus und Carina Wiest.

Willkommen in Darmstadt

„Meiner Meinung nach ist keine Stadt weniger gut für eine Exkursion geeignet als Darmstadt!“ Mit dieser zumindest teilweise ironischen Aussage begrüßte uns Michael Kolmer vom Amt für Wirtschaft und Stadtentwicklung auf der ehemaligen Cambrai-Fritsch-Kaserne. Abmildernd fügte er hinzu: „Weil hier alles verkehrt herum ist. Wir haben ja nicht mal einen Fluss.“

Aha. Damit kommt er uns am letzten Tag unserer Exkursion. Und was haben wir hier dann gemacht?

Werfen wir einen Blick zurück

Es ist Montag, die Sonne scheint und zum ersten Mal seit 15 Monaten digitaler Lehre treffen 15 Studierende der Universität Heidelberg in Präsenz aufeinander. Glücksgefühle pur, und dann noch das Thema – „Facetten der Stadtentwicklung“! Passionierten Stadtgeograph*innen war dieser Titel im Vorlesungsverzeichnis direkt ins Auge gesprungen. Einzig und allein ein kleiner Zusatz sorgte schon da für Irritationen: „Darmstadt“?!

Sind wir ehrlich: Viele Städte scheinen naheliegender. Berlin, Leipzig, Frankfurt – irgendwas Hippes jedenfalls! In Darmstadt begrüßt man sich mit „Gude“ und es gibt leckeren Apfelwein (das soll hier gar nicht unterschlagen werden). Aber so richtig auf dem Zettel hatte die hessische Stadt in diesem Kontext niemand von uns.

Kurz gedacht, sprechen doch gleich mehrere Fakten für eine spannende Untersuchung. Nicht nur die landschaftlich reizvolle Einbettung zwischen Oberrheinischer Tiefebene, Odenwald und Bergstraße lassen das geografische Herz höherschlagen. Standort der ersten Internationalen Bauausstellung, rund 314 Hektar Konversionsfläche mit hohem Entwicklungspotenzial, Auszeichnungen als „Wissenschaftsstadt“ und „Smart City“, das räumliche Leitbild „DA 2030+“ und vieles mehr. Klingt alles nach einer Stadt, die sehr viel kann und noch mehr will. Für Heidelberger*innen also ein bekanntes Terrain, das so erst einmal auf den Prüfstand gestellt werden muss.

Schauen wir uns in der Stadt um

Als Geograph*innen bewegen wir uns äußerst aufmerksam durch die Stadt und inspizieren gerne verschiedenste Orte. In Darmstadt fällt uns zuerst die Mathildenhöhe mit dem Hochzeitsturm und der Künstlerkolonie der ersten Internationalen Bauausstellung ein. Hier trafen die größten deutschen Baumeister des beginnenden 20. Jahrhunderts aufeinander und durften Gebäude frei nach ihren eigenen Vorstellungen entwerfen – davon können heutige Architekt*innen, die sich an zahlreiche Brandschutz- und Energieeinsparverordnungen halten müssen, nur träumen!

Dieser Traum nach einem perfekt geplanten und durchgestalteten Ort scheint nach wie vor ein zentrales Motiv zu sein, wie am Georg-Büchner-Platz deutlich wird. Doch Ästhetik und Wohlfühlcharakter bleiben dabei für manche*n Betrachter*in auf der Strecke. Ein wesentlich verspielteres architektonisches Highlight zeigt sich in Darmstadt-Nord mit der Waldspirale von Friedensreich Hundertwasser: Hier sucht man vergeblich nach geraden Linien und Einheitlichkeit, jedes Fenster ist individuell gestaltet und hier und da wächst sogar ein Baum aus dem Haus.

Architektur ist quasi die Kunst des öffentlichen Raums – und wie es die Kunst an sich hat, erweckte auch die Waldspirale durchaus gemischte Gefühle in der Gruppe. Doch gerade diese architektonische Vielfalt ist reizvoll und bietet für alle Geschmäcker etwas Passendes.   

Wagen wir einen Blick in die Zukunft

Neben den scheinbar starren Strukturen des Städtebaus scheint sich allerdings einiges in Darmstadt zu bewegen. Und wie sollte es auch anders sein: Um die Buzz-Words »Nachhaltigkeit«, »Digitalisierung«, »Smart-City« und »Wissensgesellschaft« kommen wir beim Stadtmarketing nicht herum. Aber profiliert sich Darmstadt nur im Wettbewerb der Städte, oder soll wirklich ein entscheidender Kurswechsel stattfinden?

Zugegeben: »Wissenschaft« lässt sich nicht unbedingt sichtbar im öffentlichen Raum abbilden (abgesehen von den Universitätsgebäuden vielleicht). Könnte man von einer »Digitalstadt« aber nicht etwas mehr erwarten? Oder ist die Frage eher: Was macht eine Stadt denn nun »smart«? Breit aufgestellt und mit ambitionierten Zielen zeigt sich Darmstadt jedenfalls mit dem Strategiepapier Digitalstadt oder dem Masterplan DA 2030+. Insbesondere mit ihrem Verkehrs- und Mobilitätskonzept auf den bereitstehenden Konversionsflächen, wie etwa in der Lincoln-Siedlung oder im geplanten Ludwigshöhviertel, macht die Stadt schon einiges vor. Urbane Interventionen wie das »Mobile grüne Zimmer« in der Innenstadt lassen zudem hoffen, dass in Punkto Nachhaltigkeit der richtige Schritt gegangen werden soll – auch, wenn der Eindruck nicht ganz schwindet, dass Inszenierung und Eventisierung wie vielerorts auch hier das Image etwas aufpolieren. An manchen Stellen bleiben wir skeptisch. Aber bekanntermaßen kann man es Geograph*innen auch nie wirklich recht machen, sind sie durch ihre interdisziplinäre Brille immer mit einem besonders kritischen Blick unterwegs.

In diesem Sinne: Gude!

Es ist Mittwoch, die Sonne scheint und zum letzten Mal stehen 15 Studierende vor der Schader-Stiftung. Darmstadt präsentierte sich als eine Stadt, die mit ihren verschiedenen Facetten nicht übersehen werden sollte und in Zukunft sicherlich weiter in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken wird. Es hat uns so gut gefallen, dass wir den eingangs erwähnten Apfelwein glatt vergessen haben. Aber das lässt sich zum Glück nachholen.

 

von Katharina Dehler, Kristina Kallus und Carina Wiest, Studentinnen am Geographischen Institut der Universität Heidelberg.

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