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Rückschau: Braucht die Umwelt Journalismus?

Artikel vom 14.04.2021

Foto: Shutterstock

Was bedeutet die mediale Transformation für den Journalismus? Wie hängen Öffentlichkeit und Ökologie zusammen? Veränderungen von Klimastreiks und Klimaaktivismus, die mediale Berichterstattung darüber sowie digitale Medien gehörten zu den Themen der Tagung „Braucht die Umwelt Journalismus?“, die in Kooperation mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt im Rahmen der dritten Darmstädter Tage der Transformation stattfand.

Aktivismus, Journalismus und Wissens(chafts)kommunikation

Die Tagung startete mit drei Impulsvorträgen aus Sicht von Klimaaktivismus, Journalismus und Kommunikationswissenschaft. Anschließend konnten die Teilnehmenden in zwei Science Cafés, Aspekte aus den Impulsvorträgen, zum Beispiel Fragen nach der Transformation der Öffentlichkeit und der Transformation des Klimaaktivismus mit den jeweiligen Expert*innen in kleinerer Runde intensiv diskutieren.

Den ersten Impuls gab Line Niedeggen, die seit 2019 Aktivistin für globale Klimagerechtigkeit bei Fridays for Future (FFF) ist und die großen Klimastreiks in Heidelberg mit vielen anderen anführte. Sie problematisierte sowohl Qualität als auch zu geringe Quantität in der Klimaberichterstattung von Journalist*innen. So merkte sie an, dass Journalist*innen immer wieder Personen, die Falschaussagen tätigen, eine Bühne bieten. Demnach ist es aus Perspektive von FFF besonders wichtig, Aufklärungsarbeit gegenüber fälschlicher Berichterstattung zu leisten. Grundsätzlich unterstrich Niedeggen die Bedeutung von Sozialen Medien, weil mit ihnen Möglichkeiten zur direkten Ansprache und Kommunikation einhergehen. Als eine aktuelle Herausforderung identifizierte sie die Niedrigschwelligkeit der Kommunikation von Klimaaktivist*innen.

Einblick in die Perspektive des Wissenschaftsjournalismus gab Christoph von Eichhorn, Ressortleiter Wissen der Süddeutschen Zeitung. Aus von Eichhorns Perspektive führt die Pluralität verschiedener Öffentlichkeiten, die durch die mediale Transformation entstanden ist, zu einer starken Konkurrenzsituation, in der journalistische Medien mit vielen weiteren Angeboten um Aufmerksamkeit ringen. YouTube oder auch Öffentlichkeitsaufritte von Klimaaktivist*innen sind im Internet immer nur einen Klick entfernt.

Von Eichhorn diskutierte zudem die Frage von Formulierungen und Framing. Er erwähnte das Beispiel des britischen The Guardian, bei dem auf die inhärente Wertung in Begrifflichkeiten, wie Klimawandel/Klimakrise, viel Wert gelegt werde. Von Eichhorn äußerte sich skeptisch darüber, ob es diesen Ansatz braucht. Es besteht die Gefahr, mit einer Differenzierung im Vokabular, die Aufteilung in kleine Öffentlichkeiten oder Echokammern, mit der einige Leser*innen exkludiert werden, nur weiter zu begünstigen, so von Eichhorn.

Personalisierung des Diskurses

Prof. Dr. Klaus-Dieter Altmeppen von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt schloss mit seinem Impuls an die Vorredner an. Er beschrieb den Übergang von journalistischen Gatekeepern zu multiplen digitalen Öffentlichkeiten, womit sowohl Inklusions- als auch Exklusionseffekte einhergehen. Er arbeitete zwei reziproke Entwicklungen heraus: Die Ökonomisierung des Journalismus, die diesen zu einer möglichst massentauglichen Ausrichtung drängt, und die Entwicklung der Personalisierung, die die Aktualität und Relevanz von Nachrichten immer stärker an Personalien ausrichtet. Der Journalismus ist in diesen Strukturen gefangen und läuft Gefahr, dadurch seine Relevanz für die (soziale) Umwelt weiter einzubüßen, so Altmeppen.

In den anschließenden Science-Cafés wurden die Vorträge der drei Redner*innenaufgenommen und diskutiert. Im Café zum Klimaaktivismus kam die Frage auf, wo sich mehr Aufmerksamkeit für Klima-Themen generieren lasse. Eine These lautete, dass online zwar der Aufwand geringer, aber der Protest auf der Straße wichtiger ist, gerade weil er für alle sichtbar ist und nicht in Echokammern verbleibt. Als Herausforderung wurde auch der Zugang zu und die Kenntnisse über digitale Räume markiert, wenn es um die Inklusivität der Diskurse geht.

Auch die Entwicklung der Personalisierung wurde an dieser Stelle erneut problematisiert. Personen wie Greta Thunberg und Luisa Neubauer stehen medial oft im Fokus, was aber der Arbeit der Klimaaktivist*innen gar nicht gerecht werde, so ein Standpunkt. Die Bewegung werde von viel mehr Personen geführt und bereichert, doch häufig, so die Kritik, hätten Journalist*innen Schwierigkeiten dies zu transportieren.

Abonnements und Wirtschaftlichkeit

Im Science-Café zum Thema Wissenschaftskommunikation dominierten Debatten über den Bedeutungs- bzw. Leser*innenverlust von Journalismus. Vor allem der überregionale Journalismus leide unter dem Wachstum Sozialer Medien und der lebensweltlichen Notwendigkeit von lokalen Medien, so eine These. In Regionalzeitungen finde Wissenschaft aber kaum statt. Die Herausforderung, wie mehr Menschen erreicht werden, beschäftigte die Diskutant*innen ebenso wie die Frage, inwieweit Journalismus Meinungsbildung betreiben darf. Ein Appell lautete, dass mehr Sachlichkeit und Fachlichkeit von Informationen benötigt werden. Zudem wurde im Science-Café über alternative Bezahlmodelle und die allgemeine Zahlungsbereitschaft der Menschen für Journalistische Angebote gesprochen. Studien zufolge liegt diese bei 8 bis 10 Euro. Und durch das Internet gibt es viele Informationen nach wie vor auch gratis. Es steige demnach zwar die Reichweite, aber die Finanzierung journalistischer Qualitätsmedien sei eine große Herausforderung des Journalismus.

In einer interaktiven Podiumsdiskussion mit den Impulsgebenden, die von Anna Zimmermann und Korbinian Klinghardt von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt moderiert wurde, hatten die Teilnehmenden abschließend die Möglichkeit im Plenum über Aspekte wie die Grenze zwischen Aktivismus und Journalismus, Krisenbewusstsein im Journalismus, sowie die Frage, wie viel Meinung Journalismus verträgt, zu diskutieren.

von Christopher Hamich

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