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„Die Unerhörten“ – Partizipation in der Peripherie – eine Filmvorführung

Artikel vom 27.06.2023

Offizielles Filmposter, "Die Unerhörten", Deutschland, 2019

Der Film "Die Unerhörten" zeigt den brandenburgischen Landtagswahlkampf 2019 in der Westprignitz, das am dünnsten besiedelte Gebiet Deutschlands. Die Kandidaten buhlen um die Stimmen derjenigen, die sich abgehängt fühlen. Nach der Vorführung des Dokumentarfilmes fand eine Podiumsdiskussion statt. 

Informationen zur Veranstaltung

Beginn: 13.09.2023 | 18:30 Uhr

Ende: 13.09.2023 | 21:00 Uhr

Ort: Schader-Stiftung | Goethestraße 2 | 64285 Darmstadt
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Die Unerhörten

Am 1. September 2019 finden in Brandenburg die Kommunal- und Landtagswahlen statt. Die Stimmung schlägt sich in den Umfragewerten nieder – erstmals in der Geschichte Brandenburgs liegt die AfD in der Wählergunst vorn, mehr oder weniger gleichauf mit CDU, SPD und der LINKEN.

Am Beispiel des Direktmandates im Wahlkreis 1 begleitet der 65-minütige Dokumentarfilm „Die Unerhörten“ den Wahlkampf der vier in den Brandenburg-Umfragen führenden Parteien aus der Perspektive des Regisseurs Jean Boué, der selbst seit 12 Jahren in der Prignitz lebt und mit den Kandidaten und BürgerInnen ins Gespräch kommt.

Der brandenburgische Landtagsabgeordnete der LINKEN Thomas Domres ist ein Wanderer zwischen den Welten, ein Vermittler. Seit 20 Jahren bewegt er sich zwischen der Landeshauptstadt Potsdam und seinem entlegenen Wahlkreis, der Prignitz. In Potsdam berichtet er von der Wut auf dem Lande und in der Prignitz erklärt er die politischen Sachzwänge der Metropole - oft mit Vokabeln, die nicht jede/r versteht.

Es läuft „in die falsche Richtung“, sagt Jean-René Adam. Nicht die Leute auf dem Land seien schuld daran, dass man ihr Lebensumfeld zerstört, dass man Windmühlen an ihren Wohngebieten baut, und den öffentlichen Nahverkehr ausdünnt. Auch wenn sie hier wenige sind, hätten sie nicht weniger Aufmerksamkeit verdient als die Bürger in den Ballungszentren, ist Adam überzeugt. Adam kandidiert für die AfD. Gezielt verweist er auf die Regierenden, mit „die da oben“. Das kommt bei der Wählerschaft an.

Auch Gordon Hoffmann ist Prignitzer, genau wie Domres und Adam. Sein Leben widmet der CDU-Mann der Politik. Sein Thema ist die Bildungs- und Chancengleichheit. Es vergeht kaum ein Abend, an dem er nicht unterwegs ist – auf Versammlungen, in Schulaulen, in Vereinsheimen oder an Seniorentischen. Dabei gerät er immer wieder in Erklärungsnöte, weil er regional zwar die Opposition vertritt, aber dennoch auch die Merkel’sche Bundespolitik und ihre Folgen auf dem Land erklären und vertreten muss. Ob er will oder nicht.

Harald Pohle, der vierte im Bunde, geht auf Stimmenfang für die SPD. Als beliebter Kommunalpolitiker könnte er es eigentlich leichter haben, wenn er nicht für die im Sinkflug stehende Sozialdemokratie kandidieren würde. Aus Mangel an politischem Nachwuchs nimmt der 69-jährige Pohle die Herausforderung an, das Direktmandat für die SPD zu verteidigen. Dieses hatte vor fünf Jahren noch Holger Rupprecht inne, der als Minister über eine Dienstwagenaffäre stolperte.

Die Politiker Domres, Adam, Hoffmann und Pohle treten gegeneinander an. Sie kämpfen um das eine Direktmandat im Potsdamer Parlament. In ihrem Wahlkampf treffen sie auf die Bevölkerung im ländlichen Raum, auf die viel beschriebenen so genannten Abgehängten. Eben diese Menschen, die medial und demoskopisch schwer erreichbar sind und sich zunehmend übergangen – und unerhört – fühlen.

So treffen die Politiker auf Jäger, die sich im Kampf gegen den Wolf radikalisieren. Sie begegnen Bauern und Bäuerinnen, die gegen richtlinienkonforme Strassen aufbegehren, weil ihre Landmaschinen dort keinen Platz mehr haben. Sie setzen sich mit Familienvätern auseinander, die dagegen protestieren, dass ein paar hundert Meter neben dem Kindergarten eine Mülldeponie entstehen soll.

Während die LINKE und die SPD vor allem damit beschäftigt sind, ihre Erfolge erklären zu wollen, kann die CDU zumindest auf Landesebene angreifen. Und die AfD hat es leicht, sie kann spotten, alles versprechen und die Enttäuschten an den Rändern in ihre Reihen holen.

Jean Boué kennt die Verhältnisse in der Prignitz und liefert mit seinem Dokumentarfilm „Die Unerhörten“ ein authentisches und lebensnahes Portrait einer Region, durch das sichtbar wird, warum es immer weniger funktioniert, den ländlichen Raum mit urban gesteuerter Politik zu erreichen.

Landtagswahlkampf in der Westprignitz, dem am dünnsten besiedelten Gebiet Deutschlands. Fünf Kandidaten buhlen um die Stimmen derjenigen, die sich abgehängt fühlen. Die SPD und die LINKE verteidigen ihre Regierungspolitik, die CDU und die GRÜNEN halten dagegen. Und die AfD spottet und sammelt die Enttäuschten an den Rändern ein.

Die Schader Stiftung zeigte den Film "Die Unerhörten" im Zuge des Hessischen Dokumentarfilmtags. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion statt, die sich mit den Inhalten des Films und den sich daraus anschließenden Diskussionen in der aktuellen politischen Situation beschäftigte. An dem Gespräch nahmen der Regisseur des Films Jean Boué, der brandenburgische Landtagsabgeordnete Gordon Hoffmann (CDU) und die Politikwissenschaftlerin Anastasia Pyschny (Institut für Parlamentarismusforschung, Berlin) teil. Stella Lorenz von der Schader-Stiftung moderierte die Diskussion. 

Diese Veranstaltung war eine Kooperation der Schader-Stiftung mit der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm (AG DOK) e.V. / Regionalgruppe Hessen und fand im Rahmen der 4. Hessischen Dokumentarfilmtage statt. 

Ihre Ansprechpartner sind Benjamin Stehl und Dennis Weis.

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