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Zuwanderung in Deutschland - Bildung und Ausbildung

Artikel vom 11.06.2013

Mitte der 60er Jahre wurden ausländische Schüler in die allgemeine Schulpflicht einbezogen und sind in dieser Hinsicht ihren deutschen Altersgenossen gleichgestellt. Dennoch kann von tatsächlicher Chancengleichheit im Bildungssystem nicht die Rede sein. Nicht zuletzt die internationalen Vergleichsstudien PISA und IGLU haben mit dem erschreckenden Befund aufgewartet, dass in keinem Vergleichsland die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen derart vom sozialen Status der Eltern abhängen wie in Deutschland.

Kaum Unterschiede beim Kindergartenbesuch

Der vermeintlich ausbleibende Besuch eines Kindergartens wird häufig als eine der Ursachen für die zu geringen Sprachkompetenzen von Zuwandererkindern und ihre damit verbundenen Schulschwierigkeiten genannt. Die statistischen Zahlen widersprechen dieser Aussage, denn zwischen 2008 und 2010 konnte ein Anstieg der Kindergartenbesuchsquote der 3- bis 6-jährigen Kinder mit Migrationshintergrund um 5% verzeichnet werden. „Mit einer Betreuungsquote von 85,7% im Jahr 2010 liegt die Inanspruchnahme auf einem hohen Niveau und nur 9,2 Prozentpunkte unter der Quote 3-bis 6-jährigen Kinder ohne Migrationshintergrund (94,9%). Im Jahr 2008 betrug der Abstand der Quoten noch 13,2 Prozentpunkte.“ Für das Jahr 2011 ist jedoch wieder ein etwas größerer Abstand zwischen der Betreuungsquote von Kindern mit Migrationshintergrund (85%) und von Kindern ohne Migrationshintergrund (97%) zu verzeichnen.

Unterschiedliche Faktoren wirken sich auf die Betreuungsquote von Kindern zwischen 3 und 6 Jahren aus. Gründe dafür können unter anderem soziostrukturelle Merkmale sein, zum Beispiel ist eine Steigerung der statistischen Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme von Betreuungsangeboten eher zu erwarten, wenn die regionale Betreuungsquote generell hoch ist. „Außerdem wirken sich ein höherer Bildungsabschluss der Eltern und die Erwerbstätigkeit der Mutter positiv aus. Auch mit dem Alter des Kindes steigt die Quote ihrer Betreuung in einer Kindertageseinrichtung. Das Einkommen der Familie und die Zahl der Kinder wirken sich hingegen nicht signifikant aus. Es bleibt weiterhin abzuklären, ob bzw. in welchem Maße institutionelle Barrieren, Sprachschwierigkeiten, mangelnde Kenntnis über Betreuungsoptionen oder auch kulturell bedingte Vorbehalte gegenüber einer außerfamiliären Betreuung Gründe für die geringere Inanspruchnahme sein könnten.“

Schüler mit Migrationshintergrund an deutschen Schulen

Im Schuljahr 2010/2011 besuchten knapp 8,8 Mio. Schülerinnen und Schüler die allgemeinbildenden und beruflichen Schulen. Davon waren 8,3% Schüler nichtdeutscher Staatsangehörigkeit. Die in den letzten Jahren abnehmende Zahl an ausländischen Schülerinnen und Schülern ist auf das Geburtsrecht auf die deutsche Staatsbürgerschaft zurückzuführen, welches seit dem Jahr 2000 besteht. Gleichzeitig stieg die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Im Jahr 2010 betrug der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund insgesamt 29,2% (2,6 Mio.) an der Gesamtschülerschaft. Unter dem Begriff „Migrationshintergrund“ werden von der amtlichen Statistik (Spät-) Aussiedler und deren Kinder sowie alle Personen gefasst, die ausländische Staatsbürger sind oder mindestens ein Elternteil haben, das aus dem Ausland zugewandert ist.

Die Anteile von ausländischen Schülerinnen und Schülern an allen Schülern und Schülerinnen der allgemeinbildenden Schulen sind je nach Bundesland unterschiedlich. In Berlin, Hamburg und Bremen liegen sie bei über 12%, in Hessen und Nordrhein-Westfalen sind es jeweils knapp 11%, in Bayern 6,9% und in Rheinland-Pfalz 5,9%. Zahlen, die die Bildungsbeteiligung an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland beschreiben, finden sich vor allem in der deutschen Schulstatistik. Die Schulstatistik vergleicht ausschließlich die Bildungsbeteiligung und Schulerfolge von deutschen und ausländischen Schülern. Daten zum Migrationshintergrund werden nicht erfasst. Im 9. Bericht der Beauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration wird darauf hingewiesen, dass die Mehrheit der ausländischen Schülerinnen und Schüler der zweiten Generation von Zuwanderern angehört. Sie sind also in Deutschland geboren und haben auch überwiegend die vorschulischen Einrichtungen in Deutschland besucht.

Schulische Leistungen nähern sich schrittweise an

Während im Schuljahr 2010/2011 knapp 12% der deutschen Kinder eine Hauptschule besuchten, lag der Anteil an Schülerinnen und Schülern mit ausländischer Staatsangehörigkeit, die diese Schulform besuchten, bei 33%. Im vergangenen Jahrzehnt ist der Anteil ausländischer Schülerinnen und Schülern an Hauptschulen jedoch stark zurückgegangen (Vergleich zum Schuljahr 2002/2003: 44%). Während der Anteil an ausländischen Jugendlichen, die die Hauptschule besuchen, im vergangenen Jahrzehnt eher zurückgegangen ist, ist der Anteil der ausländischen Schülerinnen und Schüler auf dem Gymnasium in den letzten Jahren gestiegen. 26% der ausländischen Kinder besuchten im Schuljahr 2010/2011 das Gymnasium. Wie im 9. Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration bemerkt wird, besuchen Jugendliche mit Migrationshintergrund, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, signifikant häufiger die gymnasiale Oberstufe als Schülerinnen und Schüler ohne Migrationshintergrund, wenn sie den gleichen sozioökonomischen Hintergrund besitzen. Die bevorzugte Wahl des Gymnasiums lasse sich mit einer höheren Bildungsaspiration erklären. Die Bestrebungen seien durch den Wunsch besserer Aufstiegsperspektiven motiviert.

Dennoch zeigen sich erhebliche Unterschiede in der Bildungsbeteiligung von Schülerinnen und Schülern mit ausländischer Staatsbürgerschaft im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen deutscher Staatsangehörigkeit. Zwar besuchte im Schuljahr 2010/2011 jeder Vierte ausländische Schüler das Gymnasium, bei den deutschen Schülerinnen und Schülern waren es jedoch knapp über die Hälfte (52%). Bei der Verteilung auf die Realschulen haben sich die Anteile angeglichen, 23% der ausländischen Schüler besuchten im Schuljahr 2010/2011 die Realschule, der Anteil der deutschen Schülerinnen und Schüler war genauso hoch. Ein höherer Anteil ausländischer Kinder und Jugendlichen, im Vergleich zu deutschen Schülern besucht Gesamtschulen, an der auch das Abitur erworben werden kann (18% im Vergleich zu deutschen Schülerinnen und Schülern mit 11%). Wie auch bei den deutschen Schülern lassen sich geschlechtsspezifische Unterschiede feststellen: Ausländische Mädchen gehen häufiger (38%) als die Jungen (32%) auf Realschule und Gymnasium.

Überproportional häufige Einleitung eines Förderschul-Aufnahmeverfahrens

Seit Mitte der 2000er Jahre ist der Ausländeranteil an Sonderschulen zwar etwas gesunken, ausländische Schüler werden aber immer noch überproportional häufig an Förderschulen verwiesen. Bisher besuchen die Mehrheit der Schüler mit Förderbedarf gesonderte Förderschulen, wenige nehmen an einem integrativen Unterricht einer Regelschule teil. Bei einem Anteil von 8,3%an der Gesamtschülerschaft liegt der Anteil ausländischer Schüler an den Sonderschulen bei 13,1%. Es lassen sich in dieser Hinsicht große Unterschiede zwischen den Bundesländern feststellen: Den höchsten Ausländeranteil an Förderschulen hat Bremen mit 24%, gefolgt von Hamburg mit 23% und Baden-Württemberg mit 20%. Die niedrigsten Anteile hat Schleswig-Holstein mit 6%.

Ein Grund für diesen hohen Anteil ist nach Ansicht der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung die häufige Zurückstellung von Migrantenkindern bei der Einschulung. Damit steige das Risiko der so genannten Überalterung von Kindern in der Grundschule, die dann unter der Prämisse alters- und leistungshomogener Gruppen als legitimer Grund für die Einleitung eines Sonderschul-Aufnahmeverfahrens gelte. Mangelnde und fehlende Deutschkenntnisse würden häufig zu generellen Lernschwierigkeiten umdefiniert und nicht als mögliche Ursachen für Lernprobleme erkannt. Zweisprachigkeit werde mehrheitlich ignoriert oder sogar negativ belegt und mit mangelndem Integrationswillen gleichgesetzt.

Niedrigeres Niveau der Schulabschlüsse

In den letzten Jahren konnte ein kontinuierlicher Anstieg höher qualifizierender Abschlüsse bei allen Schulabgängern verzeichnet werden, während die Zahl der Jugendlichen, die die Schule ohne Hauptabschluss verlassen stetig gesunken ist. Dieser positive Trend zeigt sich auch in einer tendenziellen Verbesserung des Schulabschlussniveaus bei ausländischen Jugendlichen. Während Ende der 70er Jahre noch fast die Hälfte der ausländischen Jugendlichen die allgemeinbildenden Schulen ohne Abschluss verließen, ist dieser Anteil im Schuljahr 2001/2002 auf 19,5% gesunken. In den folgenden zehn Jahren sind die Zahlen weiter gesunken. Im Schuljahr 2010/2011 verließen 11,7% der Absolventen mit ausländischer Staatsangehörigkeit die Schule ohne Schulabschluss. Bei den Abschluss-konstellationen lasse sich, nach Angaben des Bildungsberichts 2012, dagegen keine Annäherung zwischen deutschen und ausländischen Absolventinnen und Absolventen erkennen.

Bei den ausländischen Schülern dominiert auch weiterhin der Hauptschulabschluss. Während fast 80% der deutschen Schulabgänger einen mittleren oder höheren Abschluss erzielen, verlassen nur knapp 50% der ausländischen Jugendlichen die Schule mit einem solchen Abschluss. Der Anteil der ausländischen Jugendlichen ist zwischen den Schuljahren 2004/2005 und 2009/2010 um +36% gestiegen (im Vergleich zu +26% bei deutschen Jugendlichen). Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit haben in den letzten Jahren in Bezug auf den Schulabschluss aufgeholt, dennoch ist der Abstand zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen in Hinblick auf das Erlangen der Hochschulreife weiterhin hoch: Jeder dritte Deutsche verlässt die Schule mit dem (Fach-) Abitur; bei den Jugendlichen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist es nicht einmal jeder Sechste. Im Schuljahr 2009/2010 lag der Anteil an Mädchen, die die (Fach-) Hochschulreife erlangten mit 17,1% etwas höher als bei ausländischen Jungen (12,7%).

Weiterhin zeigt sich, dass – wie bei deutschen Jugendlichen auch – junge Ausländerinnen im Schnitt höhere Abschlüsse erzielen als männliche ausländische Jugendliche. Deutlich mehr Mädchen erreichen den Realschulabschluss und das Abitur und erheblich weniger verlassen die Schule ohne Abschluss. Gerade junge Migrantinnen zeichnen sich durch eine hohe Bildungsmotivation aus und ihre Eltern sind in hohem Maße bereit, in Bildung zu investieren. Trotz überwiegend niedrigem sozialem Status der Migrationsfamilie ist die Aufwärtsmobilität der jungen Migrantinnen enorm groß.

Schulversagen differiert nach Bundesländern

Der Anteil von Schulabgängern ohne Abschluss ging zwar von 2004 bis 2010 bei deutschen und ausländischen Jugendlichen gleich stark zurück. Im Vergleich zeigen sich aber starke Unterschiede: so verließen ausländische Jugendliche 2010 mit einem Anteil von 12,4% mehr als doppelt so häufig die Schule ohne Abschluss wie deutsche Schülerinnen und Schüler (5,4%). Betrachtet man zudem die Schulabgänger ohne Abschluss nach ausgewählten Bundesländern, so zeigen sich z. T. erhebliche Unterschiede. In den Ländern Berlin (17,1%), Niedersachsen (16,2%) und Hessen (13,3%) ist das Schulversagen ausländischer Jugendlicher besonders hoch, während in Baden-Württemberg (11,7%) und Bremen (9,9%), wo die Versagensquote generell niedrig ist, auch ausländische Schulentlassene deutlich seltener die Schule ohne Abschluss verlassen. Ob dies an einer insgesamt besseren individuellen Förderung oder an einem generell niedrigeren Leistungsniveau liegt, kann hier nicht geklärt werden. Auch das Abitur erreichen ausländische Jugendliche überproportional häufig in den Stadtstaaten und in Nordrhein-Westfalen. Besonders niedrige Abiturwerte erreichen Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen.

Rückläufige Beteiligung an der beruflichen Bildung

Die Benachteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund setzt sich beim Übergang von der Schule ins Ausbildungssystem und in den Arbeitsmarkt weiter fort. Die Beteiligung ausländischer Jugendlicher an der Berufsausbildung ist nach einer Verbesserung in den 80er Jahren seit Mitte der 90er Jahre wieder rückläufig. Während die Ausbildungsbeteiligung ausländischer Jugendlicher 1979/80 bei nur 14% lag, stieg sie 1994 auf 34% (Deutsche: 67%) und erreichte damit ihren bisherigen Höchststand. Seit 2007 wird ein neuer Berechnungsmodus zugrunde gelegt, weshalb die Zahlen nur bedingt vergleichbar sind. Für das Jahr 2009 wurde eine Ausbildungsquote von 31,4% errechnet (Deutsche: 64,3%).

Als Ursache für den Rückgang der Ausbildungsbeteiligung ausländischer Jugendlicher ist die insge-samt verschlechterte Lage auf dem Ausbildungsmarkt zu nennen. Insbesondere ausländische Jugendliche beginnen mit ihrer Ausbildung in der Regel nicht unmittelbar nach ihrem Schulabschluss. Ihr Weg auf den Arbeitsmarkt ist durch Umwege und Mehrfachdurchläufe gekennzeichnet, die sich leicht zu „Maßnahme-Karrieren“ addieren. Die Ausbildungsanfängerquote ausländischer Jugendlicher war 2010 mit 29,5% fast nur halb so hoch wie die der deutschen Jugendlichen (57,8%). Weitere Unterschiede finden sich bei der Differenzierung nach Geschlecht. So betrug die Ausbildungsanfängerquote junger Frauen ausländischer Nationalität 26,8%, die junger Männer ausländischer Nationalität 32,1%. Die Ausbildungsanfängerquote deutscher Frauen lag 2010 mit 49,0% rund 20 Prozentpunkte höher als die ausländischer Frauen, die der männlichen deutschen Jugendlichen mit 66,1% sogar rund 30 Prozentpunkte über derjenigen männlicher Jugendlicher ausländischer Nationalität.

Enges Berufsspektrum ist problematisch

Die problematische Ausbildungssituation wird durch die Tatsache verschärft, dass ausländische Jugendliche in der Regel auf solche Branchen konzentriert sind, die aufgrund ihrer geringeren Verdienstmöglichkeiten und schlechteren Arbeitszeiten und -bedingungen von deutschen Gleichaltrigen gemieden werden. 43% aller ausländischen Azubis entfallen auf nur zehn Berufe: 13% der ausländischen Mädchen lernen Friseurin, 11% Arzt- oder Zahnarzthelferin. Die ausländischen Jungen lernen am häufigsten Kfz-Mechaniker (7,6%), 10% lernen Maler und Lackierer sowie weitere 10% Gas- und Wasserinstallateur.

„Bildungsinländer“ an deutschen Hochschulen unterrepräsentiert

Mit jeder Stufe des Bildungssystems nimmt der Anteil ausländischer Jugendlicher weiter ab. Während an den allgemeinbildenden Schulen noch jeder zehnte Schüler Ausländer ist, so ist es bei den Auszubildenden nur noch jeder Sechzehnte und bei den Studierenden sogar nur noch jeder Dreißigste. Lediglich 26,7% der ausländischen Studierenden sind dabei Bildungsinländer, also solche Studierenden ohne deutsche Staatsangehörigkeit, die ihre Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland erlangt haben. An den Studierenden insgesamt beträgt ihr Anteil gerade einmal 3%. 

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