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Potentiale und Anforderungen gemeinschaftlichen Wohnens

Artikel vom 24.05.2006

Welches sind die Potenziale gemeinschaftlicher Wohnformen im gesellschaftlichen Wandel? Welche Chancen bietet gemeinschaftliches Wohnen für die beteiligten Akteursgruppen? Welche spezifischen Anforderungen stellen sich bei der Entwicklung und Umsetzung gemeinschaftlicher Wohnprojekte? Von Helene Rettenbach

Potentiale gemeinschaftlichen Wohnens - ein Überblick

Angesichts der bevorstehenden demographischen Veränderungen sowie der Wechselwirkungen von Wohnbedingungen und Wohnbedürfnissen in sozialen Veränderungsprozessen erhält das Thema Wohnen im Alter besonderes Gewicht.

Gemeinschaftliches Wohnen kann hier als eine Antwort auf den gesellschaftlichen Wandel eingeordnet werden, die dem Prinzip „Von der Versorgungs- zur Beteiligungsgesellschaft“ folgt. Win-win-Effekte ergeben sich dabei für alle beteiligten Akteursgruppen - zum Beispiel:

  • für die Bewohner und Bewohnerinnen:
    selbstbestimmtes Leben in frei gewählter Gemeinschaft, Einfluss auf die Gestaltung des Wohnumfelds, Entwicklung von Selbsthilfesystemen
  • für die Wohnungswirtschaft:
    geringes Risiko, Qualitätssicherung und -entwicklung der Bestände, positive Effekte im Quartier
  • für die öffentliche Hand:
    Prävention und Entlastung öffentlicher Hilfesysteme, Förderung von Bürgerengagement, Familienförderung

Auch in der Kreditwirtschaft und bei Anbietern von Planungs- und Beratungsleistungen wächst das Interesse an gemeinschaftlichen Wohnmodellen als einem zukunftsfähigen Marktsegment.

Bauliche und räumliche Anforderungen

Gemeinschaftliches Wohnen braucht geeignete räumliche Voraussetzungen. Jenseits individueller Wohnwünsche und Geschmacksvorstellungen stellen Wohnprojekte erhöhte Anforderungen an

  • Barrierefreiheit:
    Als Mindeststandard gilt für die meisten Wohngruppen eine Ausführung nach DIN 18 0 25 Teil 2. Damit ist gewährleistet, dass die Bewohnerinnen und Bewohner auch im Alter oder bei Behinderung möglichst lange selbstständig in der eigenen Wohnung leben können.
  • Gemeinschaftsräume:
    In jedem Fall sollte ein Versammlungsraum für alle Projektmitglieder vorhanden sein. Nutzungsüberschneidungen, zum Beispiel für die  Unterbringung von Gästen oder Angebote für das Quartier, sind dabei möglich.

Anforderungen an die Projektentwicklung

Gemeinschaftliche Wohnprojekte sind bisher am Markt strukturell benachteiligt. Sie benötigen unterstützende Instrumente und Angebote bei

  • der Objektsuche:
    Bei der Entscheidung für ein Objekt brauchen Wohninitiativen Zeit zur Abstimmung innerhalb der Gruppe. Optionsmodelle geben ihnen dafür im Wettbewerb mit anderen Investoren Spielräume. Kommunen können bei der Ausweisung von Neubaugebieten einen Teil der Grundstücke für gruppenorientierte Wohnkonzepte reservieren. Einzelne Wohnungsunternehmen bieten inzwischen übertragbare „Halbfertigprodukte“ an, die auf die Wünsche besonderer Zielgruppen, zum Beispiel Eigentümergemeinschaften von Seniorinnen und Senioren, zugeschnitten sind.
  • der Gruppenbildung und Konzeption:
    Viele Initiativen scheitern noch vor der Umsetzung, weil die Gruppenbildung zu lange dauert oder sie externen Partnern ihre Ziele nicht adäquat vermitteln können. Durch Qualifizierungsangebote und professionelle Moderation können diese Defizite ausgeglichen werden.

Anforderungen an die Finanzierung

Gemeinschaftliche Wohnprojekte stoßen mit den gängigen Finanzierungsmodellen des Wohnungsmarktes häufig an unüberwindliche Grenzen. Alternative Konzepte sind weiter zu entwickeln und durch spezielle Förderinstrumente zu ergänzen - zum Beispiel:

  • für Gruppen mit geringer Eigenkapitalausstatttung:
    Innovative Wohnungsunternehmen bieten Mieterdarlehen oder Mietkaufmodelle an. Mit Kleinbürgschaften kann das Finanzierungsrisiko auf viele Schultern verteilt werden.
  • als Ausgleich für soziale Bindungen:
    Gemeinschaftliche Wohnprojekte erzielen nachweisbare Einspareffekte in öffentlichen Haushalten, zum Beispiel im Bereich Betreuung und Pflege. Im Rahmen der Wohnungsbauförderung könnten Modelle entwickelt werden, die diese positiven Wirkungen verstärken.

Kooperationen und Netzwerke

Für viele Fragestellungen des gemeinschaftlichen Wohnens müssen noch geeignete Lösungen gefunden werden. Neben projektbezogenen Kooperationen können dabei Netzwerke für den Informations- und Erfahrungsaustausch und die Qualifikation der Akteure einen wichtigen Beitrag leisten:

  • auf lokaler Ebene:
    Als organisatorisches „Grundgerüst“ gelten regelmäßige Treffen und eine verlässlich erreichbare Anlauf- oder Kontaktstelle. Die Nähe zu den Projektgruppen vor Ort und die Nutzung persönlicher Kontakte spielt dabei eine wichtige Rolle.
  • auf regionaler Ebene:
    Neben den direkten Kontakten, die sich auf Treffen und mittels Koordinierungsstellen ergeben, werden hier besonders medienvermittelte Kommunikationsformen wie das Internet zum Informationsaustausch und zur Vermittlung von Kontakten empfohlen.
  • auf überregionaler Ebene:
    Die Aufgabe überregionaler Netzwerke besteht vor allem darin, mit Hilfe von Experten- oder Material-Pools fachliches Wissen zur Verfügung zu stellen und den Dialog zwischen den Akteursgruppen zu fördern.

Die Autorin: Helene Rettenbach, Innenarchitektin, ist in den Arbeitsfeldern Moderation, Konzeption und Beratung für gemeinschaftliche Wohnformen sowie barrierefreies Planen und Bauen tätig. Sie war 1989 Gründungsmitglied der PlanWerkStadt -  Institut für Stadtentwicklung und Projektberatung e.V. in Wiesbaden.

Literatur:

Micha Fedrowitz, Ludger Gailing, Zusammen wohnen - Gemeinschaftliche Wohnprojekte als Strategie sozialer und ökologischer Stadtentwicklung - Dortmunder Beiträge zur Raumplanung 112, Dortmund 2003.

Renate Narten, Wohnen im Alter, Bausteine für die Wohnungswirtschaft, Hannover 2004.

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